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Sunshine – Ein Hauch von Sonnenschein

Szabós meisterhaft inszeniertes Familienporträt

Im Zentrum der mehr als hundert Jahre und drei Generationen umfassenden Geschichte steht die jüdisch-ungarische Familie Sonnenschein, die durch Herstellung und Verkauf eines Kräuterschnapses zu Wohlstand gelangt ist. Ignatz ist Jurist, kaisertreu und pflichtbewußt. Das einzige, was seinen Aufstieg behindert, ist seine Religion. Um diese zu verbergen, ändert er seinen Namen. Das Unrecht des ersten Weltkrieges läßt ihn zerbrechen. Sein Sohn Adam, kurz nach der Jahrhundertwende geboren, wächst mit dem ungarischen Namen Sors auf. Seine Passion ist der Fechtsport. Auch ihm steht im Wege, daß er Jude ist. Erst als er zum christlichen Glauben übertritt, wird ihm die Aufnahme in die Nationalmannschaft gewährt, und er holt den Olympiasieg für Ungarn. Doch die sportlichen Verdienste ums Vaterland sind schnell vergessen. Das Mißtrauen gegen Juden hat sich in Haß und staatliche Verfolgung gewandelt. Gemeinsam mit seinem Sohn Ivan wird er in ein Arbeitslager deportiert und vor dessen Augen bestialisch getötet. Erst nach dem Krieg kommt Ivan frei. Ein neues - diesmal stalinistisches Regime empfängt ihn. Und auch dieses System verfolgt und diskriminiert Juden.

Selten ist es gelungen, die Verknüpfung historischer Katastrophen und privater Schicksale so bewegend zu schildern. Drei Männer erleben drei Epochen, die in einem Geschichtsbuch so schön klar voneinander zu unterscheiden sind. Aber Szabó zeigt, was sich immer gleich bleibt: die Zerrissenheit der Menschen.

Hundert Jahre mit Kriegen, Gewalt und Unterdrückung spiegeln sich in den Erlebnissen der Sonnenscheins. Aufwühlende Bilder machen ihr Ringen um Identität, um ganz selbstverständliches Lebensglück fast körperlich erfahrbar. Die Räume öffnen und verengen sich mit der Lebenssituation der Protagonisten. Ralph Fiennes, der alle drei Hauptrollen spielt, stellt die unterschiedlichen Charaktere, ihr Lieben und ihr Zweifeln überzeugend und ergreifend dar. Wunderbares, großes Erzählkino - keine Sekunde Langeweile!

[ Sylvia Görke ]