Originaltitel: SUPERCONDRIAQUE

F 2013, 107 min
FSK 6
Verleih: Prokino

Genre: Komödie

Darsteller: Dany Boon, Kad Merad, Alice Pol, Judith El Zein

Stab:
Regie: Dany Boon
Drehbuch: Dany Boon

Kinostart: 10.04.14

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Super-Hypochonder

Krank und Spaß dabei

So ein Neujahrswechsel ist diffizil: Punkt Mitternacht spitzen sich Münder bedrohlich und tropfen feuchte Lippen kußbereit. Nicht jedermanns Sache, für Romain sogar blanker Horror. Das eigentlich gestandene Mannsbild kennt jeden Erreger persönlich, siecht schon todesnah dahin, wenn nur der kleine Husten kommt, und wähnt sich von angriffslustigen Tröpfcheninfektionen umzingelt. Ein echter Hypochonder halt, Hausarzt Dimitri schon lange duzend.

Dimitri wiederum hat andere Probleme, beispielsweise seine überidealistische Schwester Anna, welche ständig illegale Freiheitskämpfer aus Tscherkistan anschleppt. Mit deren Anführer Anton wird Romain bald verwechselt, was ganz logisch allerhand Verwicklungen birgt und trotz (oder gerade wegen) Gefangenschaft in sinnloser Ehe Annas amouröses Interesse weckt ...

Da hat sich Dany Boon die Rolle des eingebildeten Kranken auf den – wie oftmalige Oberkörperfreiheit beweist – gar nicht verfallenden Leib geschrieben und gleich noch inszeniert. Ein Herzensprojekt scheinbar, das vom modernen Dating inklusive dessen Untiefen bis hin zu Freundschaftsfragen eine stolze Reihe emotional mindestens behauchter Themen anreißt. Außerdem bekommt Boons leidender Dackelblick endlich mal ein echt passendes Forum, und er nutzt dies mit exaktem Timing, angemessener Hysterie sowie Slapstick fast alter Schule weidlich aus, ohne deswegen gleich sein zur Unterstützung angetretenes Ensemble zu vergessen. Daß die Chemie zwischen ihm und Kollege Kad Merad stimmt, weiß man seit den SCH’TIS. Alice „Anna“ Pol mit jenen irritierend dunklen Augen spielt kein übliches Superweib oder eroberungswürdiges Mäuschen kurz vorm radikalen Aufblüh-Plopp, sondern eine wundervoll lebendige, manchmal hochgradig verpeilte Anbetung und stiehlt klammheimlich Szene um Szene. Judith El Zein schließlich, frankophilen Zuschauern unter anderem aus DER VORNAME bekannt, verleiht Dimitris Gattin geerdet-zickigen Charme.

Ungeachtet dessen, daß die Ereignisse gegen Ende wildesten Kobolz schlagen, Boon auf Kosten der Bodenhaftung doch etwas zu viel will, erreicht dieser SUPER-HYPOCHONDER das Unterhaltungsziel insgesamt locker, gerade anfangs stellenweise wirklich zum Brüllen komisch. Und er hinterläßt ein wohliges Gefühl. In Frankreich dankten das bereits Millionen Zuschauer – ein wünschenswerter Richtwert für heimische Gefilde.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...