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Super Size Me

Fressen für die Volksgesundheit

Morgan Spurlock beißt sich durch. Die Speisekarte von McDonalds rauf und runter, dreißig Tage lang, je drei komplette Mahlzeiten, bei Nachfrage die größte Portion. Und im Mutterland des Servicegedankens klappt das meistens. Yeah, super size me!

Spurlock ist der geistige Urheber des TV-Spiel-Formats "I bet you will", in dem Menschen vor allem mit ihrem Brechreiz kämpfen. Der Verzehr tierischer Hoden oder mit Haaren versetzter Butterberge - da mutet sein Fast-Food-Selbstversuch vergleichsweise lecker an. Wie das Doku-Experiment jedoch zeigt, riskiert der Wettkönig hier ziemlich viel. Wetten also, daß sein Körper die Negativ-Diät nicht ohne Kotzen sowie Schäden an Leber, Hüfte, Libido und Seele übersteht? Gewonnen!

In Monatsfrist vollzieht die Regie führende Versuchsperson unter ärztlichem Kopfschütteln nach, was sich transatlantische Futterverwerter auf Jahre verteilt antun. Das böse Wort "Epidemie" macht die Runde: Zwei Drittel der US-Erwachsenen sind übergewichtig, fettreiche Ernährung die zweithäufigste vermeidbare Todesursache nach dem Rauchen. Über die unvermeidlichen, beispielsweise Waffen, hat uns ja Michael Moore weitgehend unterrichtet.

Überhaupt erweist sich jener gutgelaunte Anti-Bush-Aktivist als stilistischer Gottvater dieses Aufklärungsfilms. Auch Spurlock besitzt die Unverschämtheit, die Großen ins Visier zu nehmen, und die Großzügigkeit, kleine Burgerjunkies und Vielfraße laufen zu lassen. Seine Freßattacke richtet sich vor allem gegen den Konzern McDonalds, der mit riesigen Werbeetats kleine Kindermägen auf seine Produktpalette konditioniert, gegen eine Regierung, die Imbiß-Mogulen die nationale Schul- und Gefängnisspeisung überläßt. Zahlen, Fakten und Experten im Wettstreit mit zuckersüßen Zeichentrick-Belehrungen. Noch flotter als Kollege Moore ficht Spurlock fröhlich mit dem erhobenen Zeigefinger und führt die pädagogischen Strategien von "Sesamstraße" und investigativem Journalismus auf einen gemeinsamen Höhepunkt.

Ein kunterbunt illustrierter, versuchter Selbstmordanschlag auf Ronald McDonald - als würde sich Onkel Armin in der "Sendung mit der Maus" mit dem Hammer auf den Daumen hauen, um zu demonstrieren, wie weh das tut. So gesehen ist Spurlocks Argumentation überhaupt nicht subtil, in ihrer schlichten Anschaulichkeit allerdings unschlagbar.

[ Sylvia Görke ]