Originaltitel: THE SURROGATES
USA 2009, 88 min
FSK 12
Verleih: Disney
Genre: Science Fiction, Thriller
Darsteller: Bruce Willis, Radha Mitchell, Ving Rhames
Regie: Jonathan Mostow
Kinostart: 21.01.10
Ein Surrogat, verrät der Duden, ist ein Ersatz, ein Behelf. Also etwas, das nicht so vollwertig ist, wie das etwaige Original. In einer gar nicht allzu fernen Zukunft nun scheint es aber gerade umgedreht zu sein. Dank einer revolutionären technischen Innovation ist es möglich, daß jeder Mensch ein Surrogat von sich – ein zweites Ich also – anfertigen läßt. Einen Roboter-Doppelgänger, der in Erscheinungsbild und Fähigkeiten all das in sich trägt, was menschliche Physis und Psyche oft begrenzen. Schönheit, Intelligenz, Vitalität: Das Surrogat hat, was das Original für sich wünscht. Und das Original lenkt, geborgen in seinen vier Wänden, vernetzt mit Dioden und Sensoren, mit direkt in Funksignale umgesetzten Hirnströmen, sein zweites Ich durch eine reale Welt. Eine voller Surrogate.
Ein Autor wie Philip K. Dick (Vorlagen zu BLADE RUNNER, TOTAL RECALL, SCREAMERS) hätte seine Freude gehabt an dieser Grundidee. Und mehr daraus gemacht. Nicht, daß Mostows Verfilmung die Comic-Vorlage von Robert Venditti und Brett Wedele in irgendeiner Art verflachen würde, wenn er in schnellen, schicken Bildern erzählt, wie in diese Erlebniswelt aus zweiter Hand die reale Gewalt einbricht.
Ein geheimnisvoller Fremder tötet mit einer ebenso geheimnisvollen Waffe Surrogate. Was eigentlich nur ein Sachschaden wäre (kaputte Roboter) und damit einen Tatbestand schweren Rowdytums erfüllen sollte, entpuppt sich als tödlicher Horror, der technisch eigentlich nicht möglich sein darf: Die Lenker der zerschossenen Surrogate liegen ebenfalls daheim in ihrem Blut. Die FBI-Agenten Greer und Peters machen sich auf die Jagd nach dem Killer und der geheimnisvollen Waffe.
Und natürlich sind auch Greer und Peters Surrogate. Und das Tröstliche, quasi Humanistische an diesem Film ist, daß Bruce Willis (Greer) als unrasierter, kahlköpfiger Mensch viel cooler aussieht, als sein schniekes, blond seitengescheiteltes Roboter-Alter-Ego. Und geil ist dann auch, wie Bruce, also Greer, sich die Dioden von der Birne fetzt und in Fleisch und Blut und ganz Old School, eben Bruce-mäßig, die Sache klärt. Okay, das ist schlicht, aber eben auch wirkungsvoll. Und bewährt sowieso.
Das läßt sich auch auf den ganzen Film münzen. Ohne Tiefenschichten, reine Oberfläche. Auf der aber schlittert die Geschichte ganz ansehnlich kurzweilig dahin.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.