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Sushi – The Global Catch

Konventionelle Doku über bedrohte Vielfalt

Wer im Dokumentarfilmbereich an der Kinokasse erfolgreich sein will, der hat verschiedene Möglichkeiten. Natur und Tiere ziehen immer, aber auch Weltverbesserungs-Filme wie EINE UNBEQUEME WAHRHEIT oder WE FEED THE WORLD laufen hervorragend. Der US-amerikanische Autor Mark S. Hall ist auf Nummer sicher gegangen und hat sich in seinem Film den globalen Sushi-Trend inklusive der gravierenden ökologischen Auswirkungen vorgenommen. Schon nach wenigen Minuten ist die Kernbotschaft klar: Sushi hat zwar eine großartige, jahrhundertealte Tradition, schmeckt prima und ist gesund, aber wenn statt ein paar Japanern plötzlich auch Inder, Polen und Chinesen nach gesäuertem Reis mit Thunfisch verlangen, dann ist der Zusammenbruch des Ökosystems Ozean nur eine Frage der Zeit.

Weltverbesserung und bedrohte Tiere in einem Film, was will man mehr? Mark S. Hall interviewt Thunfisch-Trader und uralte Fischer, die den Thunfisch noch von Hand und nicht mit Schleppnetzen fangen (denn dann schmeckt er besser …), aber auch Umwelt-Aktivisten und Sushi-Köche, die nur „nachhaltigen Fisch“ verwenden. Dabei macht er eine Entdeckung, die kaum jemanden verwundern wird: Es ist Fünf vor Zwölf! Sollte sich die Fangpraxis nicht sofort ändern, dann wird das gravierende Auswirkungen für das Ökosystem Ozean haben. So weit, so vorhersehbar.

Vor lauter Gutmenschentum scheint Hall leider nicht dazu gekommen zu sein, sich auch ein paar Gedanken über die filmische Form zu machen. Dabei wurde die Geschichte von Gier und Zerstörung und den Bemühungen einiger weniger aufrechter Aktivisten schon so oft erzählt, daß es eigentlich eine Pflichtaufgabe gewesen wäre, dafür eine unkonventionellere Form zu finden. Stattdessen reiht der Film Experte an Experte und garniert das Ganze mit malerischen Tieraufnahmen und dramatischer Musik.

Ohne Zweifel weiß man nach einer guten Stunde Film mehr über Sushi als vorher, Liebhabern anspruchsvoller Dokumentarfilme wird die reine Informationsvermittlung aber nicht genügen. Zumal Hall an manchen Stellen, an denen endlich einmal spannendere Konflikte aufscheinen, unverständliche Rückzieher macht. Etwa, wenn es um die grundlegende Frage geht, ob man von den Verbrauchern eine Einsicht und dann auch Verzicht erwarten kann, wenn sie die Dimension des Problems erkennen. Dabei wäre genau das der einzige Grund, der diese Art von Dokumentarfilm rechtfertigen kann.

Originaltitel: SUSHI – THE GLOBAL CATCH

USA 2011, 75 min
FSK 0
Verleih: Neue Visionen

Genre: Dokumentation

Regie: Mark Hall

Kinostart: 07.06.12

[ Luc-Carolin Ziemann ] Carolin hat ein großes Faible für Dokumentarfilme, liebt aber auch gut gespielte, untergründige Independents und ins Surreale tendierende Geschichten, Kurzfilme und intensive Kammerspiele. Schwer haben es historische Kostümschinken, Actionfilme, Thriller und Liebeskomödien ... aber einen Versuch ist ihr (fast) jeder Film wert.