Originaltitel: SUZUME NO TOJIMARI

J 2022, 123 min
FSK 12
Verleih: Crunchyroll/Wild Bunch

Genre: Anime, Fantasy, Drama

Regie: Makoto Shinkai

Kinostart: 13.04.23

2 Bewertungen

Suzume

Tür zu! Augen und Ohren auf!

Okay, zugestanden, Makoto Shinkai macht es sich in seinem neuen Film scheinbar schon leicht, wenn man einfach glauben soll, daß Schülerin Suzume sofort entflammt, als sie den etwas älteren Souta trifft. Oder, Moment, liegt’s an ihrer emotionalen Hintergrundgeschichte, die zu beleuchten nicht nur lohnt, sondern auch hohe Wichtigkeit offenbart? Schauen wir doch mal rein und sehen statt der Mutter eine liebevoll Essen zu Tierfiguren formende Tante. Seit Jahren der Erziehungsaufgabe hingegebener Single, deren Kollege komplett ignorierte Annäherungsversuche startet. Ihr gut gemeinter, indes übergriffiger Schutz verengt Suzumes sowieso von frühem Verlust überschattete Welt zusätzlich.

Mit kräftigem Strich zaubert der Anime-Meister diese Anziehung-Abstoßung-Konstellation auf die Leinwand, farbenfrohe Melancholie funkelt verführerisch, Suzumes überraschender Gefühlsausbruch gewinnt verständliche Plastizität. Sie geht dem Jugendlichen nach, öffnet – wortwörtlich – eine Tür, ein verheerender Purpursturm rast heraus, und die begleitenden Bilder könnten opulenter kaum sein. Ein grandioses audiovisuelles Inferno tobt, Augen und Ohren laufen über, ein Siegel wurde gebrochen, verwandelt sich zur vornehmlich aus Puschelschwanz und Augen bestehenden, mistviehischen Katzengottheit, verbannt Souta in einen lädierten Kinderstuhl und flieht, um weitere Türen zu entsperren, aus denen eine gigantische Macht quillt. Suzume und Stuhl-Souta jagen zwecks Schließung hinterher, zunächst steht Japan auf dem Spiel, irgendwann vielleicht gar Mutter Erde!

Ein Roadmovie unter Katastrophenfilmeinfluß, Kommentare zur krisengebeutelten globalen Lage, auf Hoffnung setzende Versöhnung – all das und mehr vereint Suzumes Reise, an der zu partizipieren sich rentiert, obwohl sie mittendrin teilweise recht lang gerät und nicht immer zielorientiert verläuft. Die Heranwachsende tanzt dabei entlang zwischenmenschlicher Begegnungen, stolpert durch verlassene Orte und manchmal komische Situationen, huldigt – Fans treten beim Auffinden aller Hommagen in den Wettbewerb – Studio Ghibli. Lernt sukzessive, fremden und eigenen Erinnerungen zu lauschen. Es heißt, die Liebe einer Mutter sei bedingungs- und endlos. Kein Zweifel daran. Aber sehr reizvoll, welchen Brückenschlag quasi von der anderen Seite SUZUME vollführt.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...