Schafe, so weit das Auge reicht. Die Anthropologen und Filmemacher Lucien Castaing-Taylor und Ilisa Barbash haben drei Sommer lang in den Absaroka-Beartooth Mountains die Schafzucht auf einer der letzten Ranchs in Familienbesitz dokumentiert. Insgesamt neun Filme – zunächst für die Ausstellung in Galerien gedacht – sind seit 2001 entstanden, visuell eindrucksvolles Material, das letztlich zur Entscheidung für einen Kino-Dokumentarfilm führte. Ohne didaktischen Off-Kommentar, ohne klassische Interviewszenen, ohne Musik und bar künstlicher Dramatik, beobachten die Filmemacher das Leben ihrer Protagonisten, zeichnen ein Porträt von Schafen, Hirten und der sie umgebenden Natur: Der Körpereinsatz der Männer bei der Schur – der fast spürbar ist beim Zusehen –, tausende Schafe, die durch ein Gatter traben oder einer Futtermaschine folgen, die Hirten als winzige Punkte in der Landschaft … Ästhetische Bilder und lange, konsequent wiederholte Plansequenzen geben hier nicht zuletzt Raum für meditatives Abschweifen. Daß dies gelingen kann, dafür sind die große Leinwand und das Dunkel des Kinosaals gemacht. Nur hier kann sich der Sog entwickeln und der Zuschauer teilhaben an der Geschichte von der freien Schafzucht im Westen Amerikas, die im 19. Jahrhundert begann und allmählich zu Ende geht.
Originaltitel: SWEETGRASS
USA 2009, 115 min
Genre: Dokumentation, Natur
Regie: Ilisa Barbash, Lucien Castaing-Taylor