D 2018, 93 min
FSK 0
Verleih: Arsenal
Genre: Dokumentation, Familiensaga
Regie: Esther Zimmering
Kinostart: 21.11.19
Zwölf Jahre jung ist Esther Zimmering, als ihre Heimat, die kleine DDR, den Bach runtergeht. Also jene Randglosse der Geschichte, die auferstanden war aus Ruinen, um sich einem Morgen zuzuwenden, in dem die kommunistische Menschheitsbeglückung wetterleuchtete. Ein Morgen, an das Zimmerings Familie glaubte – weshalb dann auch für das Mädchen das Jahr 1989 und das Hinscheiden der DDR erst einmal nur eins mit sich bringt: Neonazis, die sie in ihrer Schule als Jüdin und Kommunistin beschimpfen.
Verständlich, daß man da nur weg will, nach Alternativen auch für die eigenen Utopie-Bedürfnisse sucht, nach einem neuen Inhalt für die plötzlich klaffende Sinn-Leerstelle. Und so begibt sich Zimmering nicht nur auf die Spuren ihrer Familiengeschichte und damit ihres Jüdischseins, sondern entdeckt darüber auch Israel als neuen utopischen Sehnsuchtsort. Nur entlarvt sich der dabei – wer hätte es gedacht? – bald auch zunehmend als einer, der nicht ganz frei von Desillusionierungen und Unbilden ist.
Aber wie könnte es auch anders sein, bei jenem Blick, den Zimmering bevorzugt auf ihr Sujet (und sich selbst ebenso) richtet? SWIMMINGPOOL AM GOLAN ist eine Art Familienchronik mit Selbstporträt der Chronistin. Nur neigt diese Chronistin – also Zimmering – zu genau jener sanft wohlmeinenden Gemütslage (entsprechende Ironieversuche inklusive), die man bei einem Teenager fraglos noch tolerieren kann, die aber bei einem Erwachsenen echt geeignet ist, Nerven und Geduld zu strapazieren. Und eine erwachsene Frau ist Zimmering ja inzwischen – und sie war es auch schon vor zehn Jahren, als sie die ersten Aufnahmen zu ihrem Dokumentarfilm drehte.
Dessen Problem mitnichten seine inhaltlichen Prämissen (also eine deutsch-israelische Familiengeschichte samt der Verwerfungen, Hoffnungen und Desillusionierungen des 20. Jahrhunderts) sind. Auch nicht die rigorose Subjektivität, mit der davon erzählt wird. Das ist naheliegend und völlig legitim außerdem.
Das Problem ist, daß konkret diese Subjektivität hier kaum mehr mit sich bringt, als Betrachtungen jener Art, die ihre Entsprechung vielleicht am besten in der pseudoinnerlich plätschernden Dideldum-Musik finden, die man auch in dieser Doku bezeichnenderweise einmal mehr für die genau richtige hielt.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.