D 2023, 93 min
FSK 12
Verleih: Missing Films
Genre: Drama
Darsteller: Christoph Humnig, Kenda Hmeidan, Katharina Bach
Regie: Josephine Frydetzki
Kinostart: 01.08.24
Gläserne Wände und Tunnel der Leipziger Messe dienen diesem Film als Krankenhauskulissen. Wandelhallen, Verbindungsstücke zwischen Räumen, keine zum Verweilen, sondern zum Durchstreifen, die erst noch mit Leben gefüllt werden müssen. So wie alles in TAGE MIT NAADIRAH von Zwischenstadien und Übergängen durchzogen ist, in denen man noch nicht weiß, an welchen Punkten der gewohnte Alltag weitergehen oder neu beginnen kann.
Ein erheblicher Teil der Laufzeit spielt sich in einem umherfahrenden Auto ab. Wiederholt geht es von A nach B und C und zurück. Die Stationen bringen den Protagonisten zum Nachdenken. Daniel arbeitet als Fahrer für reiche Medizintouristen. Eine Familie aus Katar reist an, um den Patriarchen untersuchen zu lassen. Dessen Tochter Naadirah und Daniel nähern sich zaghaft an. Und weil sich das eigene, unsichere Leben gerade in der Begegnung mit Unbekannten so gut hinterfragen läßt, werden die Pläne und Zukunftsentwürfe der beiden bald von Zweifeln heimgesucht. Das Seßhaftwerden oder das, was beide jeweils darunter verstehen und aufoktroyiert be-kommen, wird zum schwierigen Prozeß.
Was den Film schließlich interessant werden läßt, sind die Erschütterungen, die dabei den Freiheitsversprechen und Machtverhältnissen des sogenannten Westens von Beginn an widerfahren. Und den anderen Kulturen, Werten, Normen, die er nicht zu sich gehörend wähnt, gleich mit. Ideologische Oppositionen werden somit fragil. Schade, daß ihre Argumentation recht schnell und repetitiv im schweigsamen, trübselig verschlossenen Antlitz der Hauptfigur sowie einer allzu höhepunktarmen Dramaturgie und Ästhetik verebbt.
[ Janick Nolting ]