Originaltitel: TAKING LIVES
USA 2003, 110 min
Verleih: Warner
Genre: Thriller
Darsteller: Angelina Jolie, Ethan Hawke, Kiefer Sutherland, Gena Rowlands, Olivier Martinez
Regie: D. J. Caruso
Kinostart: 08.04.04
Liegt in einem frisch ausgehobenen Grab eine junge, attraktive Frau, war entweder das Schicksal arg ungerecht, oder es ist Special Agent Illeana Scott bei der Arbeit. In FBI-Kreisen für unkonventionelle Ermittlung weithin berühmt, setzt man die Profilerin auf einen Serienkiller an, welcher nach Tötung seiner Opfer deren Identität annimmt. Doch diesmal geht alles schief. Des Verbrechers Mutter, eine herrische Upperclass-Bitch mit gefährlich rotem Mund, weiß mehr, als sie zugibt. Die Kollegen trauen Agent Scott nicht über den Weg. Schließlich verliebt sie sich noch in einen Zeugen, während der Mörder immer tiefer in Illeanas Leben eintaucht – vorprogrammiertes Verhängnis inklusive.
Seit Ewigkeiten wird lamentiert, es gäbe im Kino keine guten Ideen. Abgesehen von genereller Unwahrscheinlichkeit (aus logischer Sicht müßte der Killer ausschließlich Menschen ohne engere soziale Kontakte umbringen, will er nicht auffliegen) haben wir es hier endlich mit einer solchen zu tun. Da stimmt es umso ärgerlicher, wie TAKING LIVES sie zum sattsam bekannten Standard-Thriller verwurstet, indem er sich drauf ausruht und die eigene markige Dialogzeile "Fuck The Rules!" kühl ignoriert. Angelina "Diese Lippen muß man küssen" Jolie hat wieder zu viel Testosteron abgekriegt, hüllt sich grimmig in ihre Bambi-mit-Bazooka-Aura, vermag der Figur jedoch keine nennenswerten Facetten zu verleihen. Gena Rowlands beweist, daß sie die letzte Grande Dame des Gegenwartskinos ist, tritt aber (gerade deswegen?) ab, bevor sie die restlichen kassenträchtigeren Kollegen – welche schmuck aussehen oder dekorativ sterben, ganz Glückliche sogar beides – total alt aussehen läßt. Nahezu alle vom listigen Autor gelegten falschen Fährten verwirren zudem aufgrund ihrer Durchschaubarkeit gar nicht, und experimentelle Kamerawinkel können auch nur etwas Beeindruckendes sein, wenn sie nicht bloß die üblichen regennassen Straßen im blauen Irrlicht einfangen.
So flimmert, durch Philip Glass’ hypnotischen Score unverdient aufgewertet, eine vertane Chance dem Ende entgegen, bis Illeana zuletzt noch mal ihre besondere Beobachtungsgabe aufbietet: "Es ist vorbei!" Das Publikum fühlt darob fast ebenso große Erleichterung wie sie.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...