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Im Verquatschmodus

Früher war das Film-Böse immer und überall. Ganz ohne oder bloß mit frömmelig an den Haaren herbeigezogenen Pseudomotiven für sein Wirken, ihm genügte die pure Lust am Tun, dadurch zeigte es quälende Präsenz. Horror hieß eben Horror, nicht mehr, aus. Heute muß palavert, erklärt, nach psychologischer Tiefe geschürft und die fies grinsende Nacktheit des Grauens beschämt ummantelt werden – auch hier.

Anfangs scheint noch Hoffnung angebracht: Plansequenz, Atmosphäre, Tempo, Attacke, Suizid, ratzfatz! Aber anschließend, natürlich, seifige Figurenzeichnung; endlos, öde. Auftritt Mia, deren Mutter unter ungeklärten Umständen starb, plus Freunde. Man entdeckte ein neues Partyspiel, beschwört mittels angeblicher Leichenhand zur Belustigung Geister. Aus dem Ruder läuft der Spaß, weil eine Präsenz, welche sich als Mias Mom vorstellt, ihren Sozusagen-Bruder Riley grausam vereinnahmt.

Wenn lärmiger Internethype von in Ohnmacht gefallenen Zuschauern kreischt, dürften Unterzuckerung, defekte Klimaanlagen oder schlicht Ermüdung zur Begründung dienen, denn spannend, gar angsteinflößend ist jenes schrecklich verquatschte Gruselstückchen nie. Von mangelnder Empathieneigung zu einer wahlweise an verletztem Unterlippenzittern oder egoistischer Einforderung leidender, mäßig gemimter Hauptfigur völlig zu schweigen. Ihr elend breitgetretenes, nur ein paar schlaffe Standardschocks auffahrendes Trauma interessiert da keinen Deut, was selbst Miranda Ottos Talent – Rileys schwer geprüfte Mutter mimend – den Aufmerksamkeitsgully runtergurgeln läßt. Bis zur vielleicht überraschend gemeinten, jedoch langfristig vorhersehbaren Pointe.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...