Originaltitel: TARDES DE SOLEDAD

F/Spanien/Portugal 2024, 131 min
FSK 16
Verleih: Filmgalerie 451

Genre: Dokumentation

Regie: Albert Serra

Kinostart: 01.05.25

Tardes de soledad

Aufs Horn genommen

Andrés Roca Rey – kein Name zum Merken, obwohl der Mann von unzähligen Fans rockstargleich verehrt wird. Durch Spaniens Stierkampfarenen reist er, geht einer brutalen Profession nach. Kaum enden wollende Beobachtungen dessen besetzen große Teile dieses Doku-Kunstfilm-Hybrids, welcher dabei direkt zeigt, wie unpassend und falsch es ist, das Wort „Stierkampf“, fordert ein Kampf doch wenigstens ansatzweise ausgeglichene Bedingungen. Gelingt dem Tier allerdings ein Angriff (man sieht’s mit einiger Genugtuung), wird es von Roca Reys Entourage sofort abgelenkt und er geschirmt.

Man wundert sich drum, was Regisseur Albert Serra intendierte: Anklage? Verherrlichung? Illustration des ewigen Tanzes auf dem schmalen Grat zwischen Leben und Tod? Eine aus Blut komponierte Sinfonie humaner Überlegenheit? Simple Sensation? Die Entscheidung liegt beim Zuschauer, und erneut mag man fragen, wer das konkret sein soll. Hinweise gibt eventuell eine Pressestimme, die Roca Reys „Huge Cojones, Both Figurative And Literal“ pries und das Geschehen „Intensely Homoerotic“ nannte – „It Left Many Of Us Longing To See The Full Package!“ Aha: vor gleichermaßen albern sowie, angesichts des umrahmenden Spektakels, abstoßend ausgestelltem Machismo breitbeinig auf den Rücken geplumpst …

Ansonsten begleitet Serra, reduziert man das Bohei auf seinen Kern, schlicht einen total mit der Arbeit verheirateten und entsprechend auf monothematischer Basis zutiefst langweilenden Menschen. Noch dazu handelt sich’s um eine unsichere, zuspruchsgeile Wurst, die im Auto unablässig von ihrem speichelleckenden Gefolge beweihräuchert wird: „Wie wahrhaftig Du beide Stiere getötet hast!“

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...

Tardes de soledad ab heute im Kino in Leipzig