Originaltitel: TED
USA 2012, 106 min
FSK 16
Verleih: Universal
Genre: Komödie
Darsteller: Mark Wahlberg, Mila Kunis, Seth McFarlane, Giovanni Ribisi, Sam Jones
Regie: Seth MacFarlane
Kinostart: 02.08.12
Wer hat sich als Kind nicht manchmal gewünscht, sein Lieblingsplüschtier wäre lebendig und der menschlichen Sprache mächtig? In Seth MacFarlanes (FAMILY GUY) Leinwanddebüt TED erfüllt der Geschichtenschöpfer seiner Hauptfigur diesen naiven Wunsch. Doch da das hier nicht JESSICA UND DAS RENTIER ist, sondern der erste Kinofilm von einem der derbsten TV-Scherzbolde der USA, spult der Film nach der leicht kitschigen Vorgeschichte ein Vierteljahrhundert vor. Der kleine Junge von damals namens John Bennett ist nun Mitte 30 und hängt weiterhin am liebsten mit seinem Kuschelteddy Ted ab. Nur ist der nicht mehr das unschuldige Plüschtier von einst, sondern ein ziemlich obszöner, dauerkiffender und sexbesessener Pelzträger mit niemals stillstehendem Mundwerk. Diese zwei dürfen sich nie verlieren, so viel ist klar. Doch um die Geschichte interessant zu machen, braucht es natürlich einen Grund, warum John erwachsen werden und sich aus Teds schlechtem Einfluß herausmanövrieren muß.
Dieser Grund hat das sehr überzeugende Äußere von Mila Kunis, dazu eine recht sympathische Persönlichkeit und hört auf den Namen Lori. Warum sie mit der Couchkartoffel John zusammen ist, der es mit null beruflicher Ambition immerhin zum drittklassigen Autoverkäufer gebracht hat, bleibt ein Geheimnis des Films, und man fragt sich zwischenzeitlich, ob John seine Freundin auf ähnlich magische Weise wie seinen sprechenden Teddy bekommen hat. Aber sei’s drum, Lori ist real und sichtlich genervt von Teds allwöchentlichen Eskapaden im gemeinsamen Haus. Als eine von Teds käuflichen Freundinnen jedenfalls bei der schmutzigen Version von Wahrheit oder Tat auf den Wohnzimmerboden – Verzeihung – kackt, hat Lori die Nase voll und verlangt von John, daß er und sein Bär getrennte Wege gehen. Sonst ist Lori weg.
Die Fäkaleinlage bringt auch ziemlich gut auf den Punkt, in welchen Regionen MacFarlane hier seinen schrägen Humor austobt. Fans von FAMILY GUY und AMERICAN DAD dürfen sich darauf verlassen, daß der Schöpfer ihrer Lieblingsserien auch hier nicht hinterm Berg hält und auf alles feuert, was ihm gerade so vor die mit Spott geladene Flinte läuft. Leider gehören zu MacFarlanes Zielobjekten auch ganze Bevölkerungsgruppen, anders ist eine sehr unangenehme, skandalös rassistische Szene nicht zu erklären. Ob diese zu verzeihen ist, muß ein jeder mit seinem Gewissen vereinbaren, fast noch entrüsteter dürfte der schmerzfreie Zuschauer aber darüber sein, daß es mit dem Anarchohumor ab der Mitte ziemlich steil bergab geht und der Film in einem unverhältnismäßig braven und allzu sentimentalen Finale endet. Daß Ted dennoch einige der witzigsten Szenen des Kinojahres zu bieten hat, bleibt deutlich auf der Pro-Seite dieser Mischpackung. Und wer die essentielle Frage beantwortet haben will, wie ein versautes Plüschtier ohne Genital eigentlich Sex hat, muß sowieso reingehen.
[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...