Originaltitel: MICHAEL BAY’S TEXAS CHAINSAW MASSACRE

USA 2003, 100 min
FSK 18
Verleih: Constantin

Genre: Trash, Horror

Darsteller: Jessica Biel, Jonathan Tucker, Erica Leerhsen, Mike Vogel, Eric Balfour

Regie: Marcus Nispel

Kinostart: 01.01.04

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Texas Chainsaw Massacre

Bloody New Year!

Als 1974 BLUTGERICHT IN TEXAS die Kinos enterte, glich dies einer Horror-Revolution: Laienhaft dargestellt, furchtbar geschrieben, ohne sichtbaren Aufwand mit Minimalbudget gedreht und trotzdem beängstigend realistisch, war es nahezu unmöglich, sich der durch morbid-schmutzige Bilder getragenen Atmosphäre absoluter Verdorbenheit zu entziehen. Deutsche Jugendschützer reagierten prompt und beschlagnahmten den Klassiker fast drei Jahrzehnte lang. Videoclip-Papst Marcus Nispel kam nun die Aufgabe zu, ein zeitgemäßes Remake speziell "für Männer unter 25" zu inszenieren.

An der Handlung gab’s nix zu verändern: Eine Gruppe junger Leute wird vom Motorsägen-Killer Leatherface geschlachtet. Auch das Drehbuch beweist nach wie vor seltene Dämlichkeit und ermöglicht den Protagonisten, scharfsinnige Kommentare abzugeben ("Das ist ja unmenschlich!"). Vergessen hat Nispel indes weder Herkunft noch Zielgruppe: Anders als Marilyn Burns, Heldin des Originals, ist ihre Nachfolgerin Jessica Biel alias Erin ein echtes Schnuckelchen mit wenig Stoff über genug Oberweite, um den BH während Fluchtszenen seiner fixierenden Funktion zu berauben. Und wirklich darf Erin zwischen den Schauplätzen herumhetzen, bis die Lunge pfeift. Doch selbst wenn es sich dabei um ein marodes Waldhaus bzw. einen Heizungskeller handelt, meint man immer, schnell noch Ausstatter und Beleuchter um die Ecke huschen zu sehen: Da steht jedes Ding paßgenau am Platz, klatscht Regen nicht einfach runter, sondern tröpfelt dekorativ gen Boden, gleißt Licht vorteilhaft. Derart perfekt ästhetisiert, daß sogar pingelige Zuschauer im Schlachthaus freudig vom Boden essen würden.

"Alles an diesem Film hat meine Erwartungen übertroffen", schulterklopft Miss Biel die Produktion. Tatsächlich verblüffend, mit welcher Inbrunst hier ein Trash-Filmchen auf Hochglanz poliert wurde, bis jegliche Spannung abprallte! Noch erstaunlicher allerdings, wie Nispel drastische Sadismen in so steriler visueller Pracht verpackt, daß sie keine profunde Beklemmung hervorrufen. Es wäre ja auch entgegen aller Unterhaltungsabsicht, sollte das jugendliche Publikum beim Anblick verstümmelter Körper das kalte Grauen kriegen.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...