Originaltitel: The 4th Floor
USA 2000, 90 min
Verleih: Kinowelt
Genre: Psycho, Thriller
Darsteller: Juliette Lewis, William Hurt
Regie: Josh Klausner
Kinostart: 10.08.00
Wer kann schon sicher sein, wie weit die lieben Nachbarn gehen würden, um die Regeln der Hausordnung durchzusetzen? Jane Emelin, die gerade ihre erste eigene Wohnung im fünften Stock eines alten Mietshauses bezogen hat, zeigt guten Willen und hört sich die freundlich gemeinten Hinweise der Hausgemeinschaft geduldig an: Sie soll den Hausmeister nett behandeln, weil der schmierige Unterhemdträger rechtmäßig Anspruch auf diese Wohnung gehabt hätte. Wegen ihr muß er nun weiter im Keller wohnen. Man erklärt ihr, daß sich die alte Dame im vierten Stock nicht gerne sehen läßt, da sie scheu und verängstigt ist. Und Jane dürfe den armen Mr. Collins nicht belästigen. Man legt hier großen Wert auf Privatsphäre!
Doch ein bißchen Einzugslärm läßt sich nicht vermeiden, ebensowenig das Geräusch der Schritte auf den Dielen. Und prompt hagelt es Drohzettel von der scheuen Dame unter ihr. Nur ärgerliche Spießernörgelei? Mit dieser Erklärung kann sich Jane nicht lange zufrieden geben. Eine hinterhältig eingeleimte Treppenstufe, die sie fast das Leben kostet, der Mann aus dem Haus gegenüber, der sich nachts Blut von den Händen wäscht und die Schlüssel zu ihrer Wohnung hat, und eine unerklärliche Mäuse- und Madenplage rauben ihr die letzten Nerven. Man ahnt: Hier geht Ungeheuerliches vor.
So muß ein Psychothriller sein! Regieneuling Josh Klausner verrät nichts vor der Zeit. Wie ein gerissener Genre-Routinier legt er falsche Fährten und läßt die Zuschauer mit der von zunehmender Angst geplagten Heldin von einer Unheimlichkeit in die nächste tappen. In DELICATESSEN-Manier treten erschreckend verschrobene Figuren auf, um sofort wieder in ihren Wohnungen zu verschwinden. Man sieht, wie sie fast zwanghaft immer wieder das gleiche tun. Eine Geräuschkulisse aus metallenem Klopfen und undefinierbarer Geschäftigkeit gibt der morbide-klaustrophobischen Atmosphäre den letzten Schliff. Auch die Hauptdarstellerin ist ein Gewinn: Entgegen der amerikanischen Hysterie-Tradition kreischt sie sich nicht von Schrei zu Schrei, sondern wirkt doch relativ patent und taugt damit zur Identifikationsfigur.
[ Sylvia Görke ]