Originaltitel: THE AMERICAN

USA 2010, 99 min
FSK 12
Verleih: Tobis

Genre: Thriller

Darsteller: George Clooney, Violante Placido, Thekla Reuten, Paolo Bonacelli

Stab:
Regie: Anton Corbijn
Musik: Herbert Grönemeyer

Kinostart: 16.09.10

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The American

High Noon in den Abruzzen

Jack bleibt auf der Hut, immer. Untergekommen in einer beschaulichen skandinavischen Hütte, umwölbt von schneebedeckten Hügeln, neben sich eine schöne Frau. Doch auf den Schuß, der irgendwo aus der Winteridylle abgegeben wird, reagiert er wie ein gut geölter Automat. Wegducken, den Schützen ausmachen, zurückfeuern und Zeugen beseitigen. Jack ist ein Profi, der sein Auskommen, ja sein Leben dem Umstand verdankt, daß er nur zwei Kategorien von Menschen kennt: Ziele und Hindernisse. Mit gelegentlichen Verwechslungen muß diese Branche eben leben ...

Der Roman „A Very Private Gentleman“ des Briten Martin Booth wurde Vorlage für eine in Bildern und Atmosphäre gewählte, oft elegante und meistens melancholische Studie über einen berufsmüden amerikanischen Auftragskiller. Ganz international führt sie über Kurzaufenthalte in europäischen Metropolen schließlich in ein italienisches Bergstädtchen zum – natürlich – allerletzten Job. Doch das eigentliche Duell ist ein anderes. Denn hier muß sich der ausgemachte Schweiger, versierte Waffenbastler und geschmeidige Untertaucher seinen wohl gefährlichsten Gegnern stellen: dem quälenden Gewissen und einer neuen Liebe.

Die Hauptfigur Jack steht in einer ellenlangen Erzähltradition vom reflektierten Mörder mit verdrehter, aber fester Moral. Wenn man mag, läßt sich die cineastische Verwandtschaftslinie über einige Western-Paradestücke und verwickelte Agentengeschichten bis zu lakonisch-clownesken Variationen bei Aki Kaurismäki und Luc Besson verfolgen. Daß der renommierte Fotograf und Musikvideofilmer Anton Corbijn darüber aber auch alles weiß, ist seinem zitatreichen Kinozweitling in jeder Szene anzumerken.

Ennio Morricones Mundharmonikamelodie pfeift orakelnd durch die Gassen. Sergio Leones Wüstenwind weht um die Ecken. Immerzu scheint es bedrohlich ZWÖLF UHR MITTAGS zu schlagen. Ja, die Colts werden bei Corbijn eher gemächlich gezogen. Das schafft Zeit zum Nachdenken. Zum Beispiel über die leicht aus den Fugen geratene Filmgeographie, bei der Innenräume und Häuserfassaden, Fahrtrichtungen und Straßenführungen nicht immer so recht zusammenpassen wollen. Oder warum dieser elegische Thriller über weite Strecken eine so merkwürdig abstrakte Angelegenheit bleibt. An der sehr konkreten Anwesenheit von George Clooney kann das nicht liegen – der Mann hat trainiert.

[ Sylvia Görke ]