Originaltitel: THE APPRENTICE

Kanada/DK/Irland/USA 2024, 120 min
FSK 12
Verleih: DCM

Genre: Biographie, Drama

Darsteller: Sebastian Stan, Jeremy Strong, Maria Bakalova, Martin Donovan

Regie: Ali Abbasi

Kinostart: 17.10.24

1 Bewertung

The Apprentice

Grelle Grauzonen, kaltklares Licht: Ein Lehrstück

„The Apprentice“ hieß die Reality-TV-Show (192 Folgen in 15 Staffeln!), in der Donald Trump den Showmaster gab. Oder treffender: den Lehr- und Zaubermeister der exzessiven Kapitalmehrung, der alle Loser unter den Zauberlehrlingen (ergo den Anwärtern, die in der Show um einen Job in einem der Trump-Unternehmen buhlten) mit einem legendär gewordenen „You’re Fired!“ in die Hölle der Bedeutungslosigkeit schickte. Nun hatte Trump, der auch schon mal – man erinnert sich – als 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ins Weiße Haus einzog, selbst Zeiten erlebt, in der ihm diese Hölle drohte. Als Pimpf in Daddys Immobilienunternehmen war Donald zwar gut versorgt – aber was heißt schon „gut“, gemessen an dem, was der Mann glaubte, sein zu können, wenn er dafür nur einen richtigen Protegé, einen Lehrmeister finden würde. Er fand ihn.

Und das Tollste oder Tolldreisteste an THE APPRENTICE, diesem wahrlich tolldreisten Film, ist dann nicht sein Titelheld, also nicht Donald, der Lehrling, sondern vielmehr sein Lehrer: Roy Cohn (1927-1986), ein Anwalt, der erste Meriten und den Beinamen „Bluthund“ bei Senator McCarthys Kreuzzug gegen „unamerikanische Umtriebe“ verdiente. Und späterhin Ruhm und Vermögen gern mit ehrenwerten Klienten wie Carmine „The Cigar“ Galante, „Fat Tony“ Salerno oder John Gotti mehrte. Don Teflon wurde Gotti genannt, weil einfach keine Anklage an ihm haften blieb – was durchaus auch Rückschlüsse auf das Talent seines Anwalts zuläßt.

In THE APPRENTICE erzählt der iranisch-dänische Regisseur Ali Abbasi (BORDER, HOLY SPIDER) weit weniger „die Trump Story“ als vielmehr die Geschichte der Beziehung dieser zwei Männer, die, auch wenn sie gern mal so taten, nie eine „Männerfreundschaft“ verband. Wie das so ist bei Egomanen. THE APPRENTICE ist ein provokanter, da ätzend sarkastischer Film; einer, der zeigt, wie grell einem Grauzonen die Augen blenden können: Legal oder illegal, Reality oder Show, Politik oder Geschäft – wer hier auf Grenzen beharrt, gehört gefeuert. Ist ein Loser.

Daß THE APPRENTICE seinerseits auch mal die Grenzen zur Spekulation überblendet, ist da nur legitim. So wie die Darstellung der elendigen Verlassenheit und Gebrochenheit, in der Cohn endet, die Story zur Tragödie erhebt. Und Trump im kaltklaren Licht auf das zurechtstutzt, was er ist.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.

The Apprentice ab heute im Kino in Leipzig