Originaltitel: THE ART OF LOVE
GB/CH 2022, 107 min
FSK 16
Verleih: Film Kino Text
Genre: Tragikomödie, Erotik
Darsteller: Alexandra Gilbreath, Oliver Walker
Regie: Philippe Weibel
Kinostart: 13.07.23
Zwei Menschen, Kollegen, Inhaftierte: Eva, jenseits der 50, testet heimlich Sexspielzeug, schreibt zur Produktbewerbung taugende Rezensionen, will Geld für einen Urlaub verdienen, welcher zumindest temporär ihren Ehekäfig öffnet. Und Adam, Mitte 30, brandheißer Superstar der Firma, nach dessen Glied-Maßen ein Dildo modelliert wurde, den er bei Autogrammstunden signiert – eigentlich eine empfindsame Seele, gefangen im sportfanatischen Körper eines Sexgottes. Beider Chef verfügt gemeinsame Entwicklung eines Love Toys, auf Phantasien programmiert, lernfähige KI. In doppelter Hinsicht: stöhn!
Wer sich da direkt anschließt, weil die Handlung kaum Originalitätspotential besitzt, liegt spontan richtig – über 106 Minuten Laufzeit jedoch total verkehrt. Solch voreiligem Urteil entgeht nämlich ein wunderbares Erlebnis, ein Tummelplatz voller Entdeckungen, ein jederzeit treffsicheres Zielschießen funkelnder Humorsalven; mancher Oneliner knallhart knapp über Gürtellinienhöhe kalkuliert („She’s Older Than Fucking Madonna!“), viele Gags schön anzüglich, aber kein einziger plump.
Dazu noch dieses Darstellerduo! Alexandra Gilbreath, ganz Augen, aus denen durch immer präsente sehnsüchtige Ungläubigkeit sukzessive Glanz leuchtet, auch mal Mündungsfeuer grellt beim Befragen des ignoranten Gatten: „What Am I To You?!“ Neben ihr Oliver Walker, dem ein erkennbarer Kloß im Hals steckt, wenn die Sprache auf Einsamkeit kommt. Und nein, was gegen Ende passiert, ist keineswegs übertriebenes dramatisches Effekthaschen. Um Entscheidendes zu ändern, braucht es bisweilen eben mehr als einen Tritt, sozusagen einen Tritt Deluxe. Mit Anlauf. Und spitzen Stiefeln.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...