Dawson hat gerade seinen Melancholischen und schaut gen Himmel, wo die Sterne entschlossen funkeln. Unzählige Meilen entfernt tut es ihm Amanda gleich – und man ahnt sofort: Die beiden Königskinder müssen voneinander träumen. Rückblenden bestätigen den Verdacht, unsere zwei dort verjüngten Protagonisten waren einander einst in erster Liebe zugeneigt, das Schicksal riß sie entzwei. Nun folgt die Wiedervereinigung durch das Testament ihres gemeinsamen Ersatzvaters. Dawson schraubt mittlerweile gern nur unterbehemdet einsam an Autos rum, während Amanda in kalter Ehe zu einem Alkoholiker steckt, sich indes dennoch unverzagt selbst belügt: „Being A Mother Makes Me Happy!“ Was liegt jetzt wohl näher, als wechselseitig neu zu entflammen?
Und so geschieht’s inklusive jeder Unbill, welche man seitens einer Nicholas-Sparks-Adaption erwarten darf, schließlich hat der Meister des Strandschmökers mal wieder eine Handlungsbretterbude aus dem Schablonenbaukasten gezimmert, bei der es an allen Ecken bedenklich knarzt. Da spielt das Leben seine Stinkstiefeligkeit in Form hämischer Ansammlungen von Bösartigkeiten aus, stellt sich die überaus übel gesinnte Umwelt – hier Dawsons Dinge wie „White-Trash-Piece-Of-Shit!“ schreiender Psychopathenpapa – dem Glück entgegen, und vermag einzig die Erinnerung an eine seit 21 Jahren verflossene Beziehung zum Weitermachen animieren.
Gut und schön, klar möchte man auch nicht zynisch klingen, aber was bei Sparks eben heftig nervt, ist dieses vermeintlich aus der Zeit gefallene, letztlich allerdings bloß hart auf dem Realitätsboden aufgeschlagene Erzählen. Kitsch mag, maßvoll genossen, ja ganz unterhaltsam sein, wenn jedoch punktgenau zum Kuß der Regen prasselt, oder Dialoge wie aus einem Arztromanheftchen als berührende Kunst verkauft werden, ergo die zitternde Hand stets knapp über der baldig zu drückenden Tränendrüse schwebt, bleibt nur widerlich verschleimtes Kalkül. Nicht zu reden von einem Finale, das Sparks’ bisheriges Schaffen quasi bündelt, zu einer Art Worst Of des berechnenden Wiederkäuers, einem Unhappy End, wie es schnulziger kaum geht. Es wäre ja auch wirklich unangemessen, das seufzhungrige Publikum eben nicht mit diesem honigsüßen Mischgefühl aus zart waberndem, nicht wirklich niederdrückendem Weltschmerz und brustaufblähender Flitter-Glitter-Leidenschaft ins Alltagsleben zu entlassen.
Originaltitel: THE BEST OF ME
USA 2014, 118 min
FSK 12
Verleih: Senator
Genre: Drama, Literaturverfilmung, Romantik
Darsteller: Michelle Monaghan, James Marsden
Regie: Michael Hoffman
Kinostart: 08.01.15
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...