Ganz furchtlos kann man sich in diesem Frühling noch einmal in eisige Gefilde begeben. Obwohl der Handlungsort Alaska ist. IMMER ÄRGER MIT RAYMOND, eine schwarze Komödie im Schnee, hat es schlußendlich darauf abgesehen, die Herzen zu erwärmen. Selbstredend steht zunächst nicht gerade alles zum Besten: Paul steckt in der Klemme. Sein Reisebüro ist bankrott, und Frau Margaret leidet an einer psychischen Störung, deren Behandlung von der Krankenkasse nicht bezahlt wird. Die Lebensversicherung des verschollenen Bruders Raymond könnte die Rettung sein. Das Problem: Erst in zwei Jahren wird Geld fließen, dann nämlich kann Paul den Vermißten für tot erklären lassen. Der Zufall nun will es, daß der Verzweifelte auf eine unbekannte Leiche stößt. Er beschließt, diese als seinen Bruder auszugeben, und in greifbarer Nähe scheint nun das Ende aller Not, wäre da nicht der Lunte witternde Versicherungsbeamte Ted. Zu allem Überfluß tauchen in Pauls Leben noch zwei Killer auf, und auch Raymond, der verschollen Geglaubte, kehrt über Nacht plötzlich zurück und ist nicht nur sehr lebendig, sondern auch überaus wütend ...
Regisseur Mark Mylod hat nicht an Sarkasmus gespart und doch eine warmherzige Komödie hervorgezaubert. Wenngleich sein Film nichts Neues bringt - es gibt skurrile Charaktere, allerhand Verwicklungen und verrückte Wendungen - so ist er doch überaus unterhaltsam. Neben Robin Williams als Paul brilliert Holly Hunter als dessen Ehefrau, die am Tourette-Syndrom leidet, und hat damit den entschieden stärksten Part übernommen. Ebenso erfreulich ist das Wiedersehen mit Giovanni Ribisi als Versicherungsbeamter Ted, der mit aller Macht darum kämpft, der weißen Hölle in wärmere Gefilde entfliehen zu können. Auch wenn einem ob der grobschlächtigen Inszenierung mehrmals das Lachen im Halse stecken bleibt, der Regisseur schafft es über weite Strecken, Balance zu halten.
Die Story, an sich nicht sonderlich aufregend, ist routiniert in Szene gesetzt und sollte das Publikum bei der Stange halten. Am Ende allerdings wird der Plot etwas müde und bedient sich allzu abgeflacht einer Reihe von Zufällen, die einen glücklichen Ausgang der Geschichte erzwingen. Auch wenn dies ein wenig zu cool daherkommen mag, Fans des schwarzen Humors sollten, so sie den Mainstream mögen, nicht enttäuscht werden.
Originaltitel: THE BIG WHITE
USA 2005, 100 min
Verleih: 3L
Genre: Komödie, Krimi
Darsteller: Holly Hunter, Robin Williams
Regie: Mark Mylod
[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.