Originaltitel: THE BIKERIDERS
USA 2023, 117 min
FSK 12
Verleih: Universal
Genre: Action, Drama, Thriller
Darsteller: Tom Hardy, Austin Butler, Jodie Comer, Michael Shannon
Regie: Jeff Nichols
Kinostart: 20.06.24
Drehbuchautor und Regisseur Jeff Nichols ist ein imponierender Typ: Seit 2016 hat der keinen Film mehr ins Kino gebracht. Und das liegt nicht an der Qualität seiner Arbeit. An der gibt’s nichts auszusetzen. Nur sind Werke wie SHOTGUN STORIES oder TAKE SHELTER, tja, schwer zu vermarkten in ihrer Pfeif-drauf-Haltung, mit der sie sich Kategorien wie Mainstream oder Arthouse zu verweigern wissen. Trifft jetzt auch auf THE BIKERIDERS zu. Was ebenfalls zutrifft: Es ist wieder ein verdammt guter Film, mit dem Mr. Nichols jetzt geradezu in die Kinos zurückgebrettert kommt.
THE BIKERIDERS wurde inspiriert vom gleichnamigen Buch des Fotografen und Autors Danny Lyon, der in den 60er-Jahren über längere Zeit eine Biker-Gang begleitete. Aus der Vorlage hat Nichols eine Geschichte imaginiert, die Charakterstudie und Innenansicht eines eigentümlichen Sozialbiotops ist. Und ein wunderbar fotografiertes und ebenso gespieltes Drama über Loyalität und Zusammengehörigkeit – und deren unwiederbringlichen Verlust.
Anders gesagt: THE BIKERIDERS ist ein Film über Amerika oder den amerikanischen Traum in seiner Outlaw-Variante. Und darüber, wie dieser Traum zum Alptraum zerrinnen konnte zwischen Vietnamkrieg, Drogen und Kriminalität. Die Bitterkeit, die darin liegt, klammert der Film nicht aus. Aber er hüllt sie ein in eine vollkommen weinerlichkeitsferne Melancholie zwischen Western-Weite und ruhigen Blicken in markante Gesichter. Ein Abgesang in Schicksalsergebenheit. Und ja: Motorrad-Aficionados kommen dabei auch auf ihre Kosten. Auf jeden Fall die Nostalgiker unter ihnen.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.