Originaltitel: THE CARD COUNTER

GB/China/USA 2021, 112 min
FSK 16
Verleih: Weltkino

Genre: Drama, Thriller

Darsteller: Oscar Isaac, Tiffany Haddish, Willem Dafoe, Tye Sheridan

Regie: Paul Schrader

Kinostart: 03.03.22

1 Bewertung

The Card Counter

... zockt gegen Geister der Vergangenheit

Konkurriert Clickity Dick gegen Minnesota Fats, betreten wir das Reich William Tells. Letzterer, ein verurteilter Ex-Soldat, hat sich im Knast selbst zum Meister des Kartenspiels ausgebildet und tingelt nun quer durch die Casinos. Welchen finanziellen Erfolg das hat, bleibt auch La Linda nicht verborgen: Die Poker-Agentin stellt erst viel Geld und irgendwann einiges mehr in wortwörtlich greifbare Aussicht, behält allerdings hollywoodkonform beim Sex den BH an. Und schließlich versucht der junge Cirk, William anzuheuern: Major a.D. John Gordo soll sterben …

Es wäre für beide Männer ein Racheakt, der gemeinsame Feind lastet schwer auf geschundenen Seelen. Hat Paul Schrader also mal wieder seine mittlerweile recht bekannte Reise in seelische Altlasten gedreht? Schon – und doch ganz anders. Weil eigentlich wenig bis nichts tatsächlich geschieht, sich Szenen fast unwirklich dehnen, zwischendrin lediglich einzelne Dialoge erzählen, was da niederdrückt. Unterstützt von optisch verzerrten Alpträumen, grausam bebilderten Plansequenzen. Nachfolgend erneute Schwenks auf Williams langgezogene Turniertätigkeiten und Oscar Isaacs großartig leeres Gesicht, die triste Kleidung, ein Mensch ohne Markanz, dessen Bestreben es ist, einfach unterzugehen. Erlösung wird ihm ein schier endloses Schlußbild gewähren.

Davor überläßt Schrader die so oft angekündigte, aber stets hinausgezögerte humane Explosion hauptsächlich der eigenen Imagination, fasziniert Willem Dafoe natürlich sogar dann, wenn er bloß einen trockenen Vortrag hält, und fühlt sich die Inszenierung – komplett mit Schwarzblenden – herrlich retro an. Sperrig, hypnotisch, aus jeder Zeit gefallen: Haudegen Schrader zeigt, wie man Kino macht.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...