Originaltitel: THE COMEDIAN
GB 2012, 79 min
FSK 12
Verleih: Salzgeber
Genre: Liebe, Mockumentary
Darsteller: Edward Hogg, Elisa Lasowski, Nathan Stewart-Jarrett
Regie: Tom Shkolnik
Kinostart: 28.08.14
Manche Filme sind wie kleine Strudel im Fluß des Lebens. Kaum ist man aus dem Kinosessel aufgestanden, sind die Lichter im Saal angegangen, kann man sich kaum mehr an das Schlußbild erinnern, die letzte Szene. Das ist nicht schlimm, sondern einfach nicht wichtig. Man steht mit dem Gefühl, eine ganz kurze, intensive Zeit verbracht zu haben mit ein paar Menschen, dann wieder rausgeworfen aus deren Alltag, auf der Straße. In einer gewissen Stimmung. Die nach dem Erstlingswerk von Tom Shkolnik als verkopft melancholisch, ernüchtert, mit einer Brise Romantik im Herzen vielleicht am besten zu beschreiben ist. Einfach das Gefühl, das einen erfaßt, wenn man aufwacht an einem ganz normalen Tag und merkt, genau wie Ed, 32, daß man eben keine 25 mehr ist. Das Leben hat schon an Geheimnis verloren, die Nächte sind durchtanzt, der Glaube daran schwindet dahin, daß doch noch alles möglich ist.
Ed arbeitet in einem Call Center und verkauft Krankenversicherungen. Eigentlich ist er aber Stand Up-Comedian. Nur irgendwie ist er nicht wirklich komisch. Genau wie seine wunderschöne WG-Mitbewohnerin Elisa auch nicht richtig gut singen kann. Beide sind trotzdem rührend und ernsthaft und lustig zugleich. Und ab und an gelingt es ihnen, für einen Abend die Leichtigkeit hinüberzuretten, aus der Zeit der ewigen Jugend. Ed verliebt sich in Nathan, einen schönen Mann und Künstler. Der verliebt sich in Ed, sie liegen viel zusammen herum und gehen aus. Aber es scheint alles nicht mehr zu passen für Ed. Dem Charme eines unaufgeräumten Ateliers wohnt keine Verführung mehr inne, und der Job im Call Center geht an die Nieren. Und eigentlich ist die Bindung zu Elisa viel zu eng. Wo hört Freundschaft auf und fängt Liebe an? Dieses Sich-Treibenlassen, ohne anzukommen, ist anstrengend. Aber es ist unabänderlich im Moment. Und dem Blick auf das große Ganze fehlt gerade die sanfte, zugewandte Komik.
Shkolnik spielt mit improvisierten Dialogen, einer dokumentarischen Bildgestaltung, dem Look des Realen. Es scheint fast, als seien Ed, Elisa und Nathan Shkolniks Freunde, die ihrem oder einfach dem Lebensgefühl nachforschen und nebenbei einen Film machen, auf Londons Straßen. Und während wir nach dem Kino noch ein Bier trinken gehen und ein bißchen tanzen, gehen die Vier sich eine Falafel kaufen und dann zu einem kleinen Gig von Elisa. Wir würden uns sicher alle gut verstehen.
[ Susanne Schulz ]