Originaltitel: THE DESCENT
GB 2005, 99 min
FSK 18
Verleih: Universum
Genre: Horror, Abenteuer
Darsteller: Shauna Macdonald, Natalie Mendoza
Regie: Neil Marshall
Kinostart: 10.11.05
Ein paar Blicke und Andeutungen - nur knappe drei Minuten braucht Neil Marshall in THE DESCENT, um die wichtigsten Fährten zu legen. Drei Frauen Ende 20, ein schrecklicher Unfall, tief verwundete Seelen.
Ein Jahr später starten Sarah, Rebecca und Juno gemeinsam mit drei weiteren Freundinnen zu einer Höhlen-Expedition in die Appalachen. Es soll ein therapeutisches Abenteuer werden und entwickelt sich doch zum erbitterten Überlebenskampf. Kaum haben die sechs Frauen die erste Höhle betreten, verschlechtern sich ihre Chancen, jemals wieder das Licht des Tages zu erblicken. Sie werden verschüttet, verirren sich, müssen einen tödlichen Abgrund überwinden. Als wäre dem nicht genug, stellen sie fest, daß sie nicht allein sind. Im Höhlenlabyrinth hausen Kreaturen, die sich perfekt an das Leben unter Tage angepaßt haben. Hungrige Kreaturen.
"Liebe jeden Tag!" lautet die Inschrift auf der Halskette der Draufgängerin Juno - ein Glücksbringer, der sich gegen sie wenden wird. Ähnlich verdreht verhält es sich in THE DESCENT mit dem Prinzip Hoffnung. Genüßlich werden hier von Beginn an beunruhigende Momente, kleine Schocks und private Reibereien eingestreut. Trotzdem ist der Zuschauer lange davon überzeugt, wenn jemand eine extreme Herausforderung stemmen kann, dann diese sechs Ladies. Falsch gedacht! Zwar meistern Sarah und Co. mit einiger Mühe klaustrophobisch enge Schächte und Tunnel, doch dann bekommen sie Gesellschaft. Schon waren es nur noch fünf ...
Öffnet man die Schublade "Frauen und Monster unter der Erde", dann liegt dort noch taufrisch ein Film namens CREEP. Jene Schlachteplatte in der Londoner U-Bahn mit Franka Potente war dümmlich und im wahrsten Sinne des Wortes unterirdisch. Dem ist THE DESCENT haushoch überlegen, selten war ein Schocker so intelligent, menschlich, tragisch und bestialisch zugleich. Nachdem er das seit langem glaubwürdigste Kämpferteam eines Horrorfilms etabliert hat, entfesselt Regisseur Marshall die Höhlenhunde und prügelt den Zuschauer förmlich durch einen atemlosen, zynischen Überlebenskampf. Wer Marshalls furiosen Werwolf-Reißer DOG SOLDIERS kennt, der weiß, was das bedeutet: Paranoia, nervenzerfetzende Spannung und jede Menge Blut.
Daß man nach diesem höllischen Survival-Trip jemals wieder den Fuß in eine Höhle setzt, ist stark zu bezweifeln.
[ Roman Klink ]