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The Dixie Chicks: Shut Up & Sing

Vom "All American Girl" zum "Outlaw"

Januar 2003: Die Dixie Chicks singen die amerikanische Nationalhymne beim Super-Bowl und sind mit 30 Millionen verkauften Alben die erfolgreichste Frauenband aller Zeiten. Juli 2003: Amerikanische Radiosender boykottieren die Musik der Dixie Chicks, ihre CDs werden öffentlich zerstört, und die Sängerin Natalie Maines erhält Morddrohungen.

Wie wurde aus der beliebten Countryband eine Bande von Vaterlandsverräterinnen? Im Juli 2003 verkündete Natalie Maines während eines Konzerts, sie sei gegen den Irakkrieg und schäme sich dafür, daß Präsident Bush wie sie aus Texas stamme. Sie ahnte nicht, welche Lawine diese harmlose Bemerkung lostreten sollte. In den USA entlud sich eine Welle des Hasses auf die Dixie Chicks, die sich selbst als unpolitisch verstanden hatten. Damit war es nun vorbei, ob sie wollten oder nicht. Eine einzige Äußerung katapultierte die Musikerinnen auf eine neue, unbekannte Bühne. Sie reagierten zu-nächst, wie sie es gelernt hatten: weiterlächeln und sich nichts anmerken lassen. Doch so schnell verzieh das reaktionär-patriotische Country-Busineß seinen ehemaligen Lieblingen nicht - zum Glück. Denn was als Hexenjagd begann, wurde für die Band zu einem Instrument der Selbstfindung.

Barbara Kopple, bekannt und OSCAR-prämiert für ihre sensiblen und zugleich hochpolitischen Porträtfilme, begleitete die Dixie Chicks mit ihrer Co-Regisseurin Cecilia Peck drei Jahre lang, zeigt sie müde und ungeschminkt in Hotelzimmern, professionell auf der Bühne und sehr privat mit ihren Kindern. Die Zuschauer werden Zeugen der politischen Bewußtwerdung von drei Frauen, die mehr oder weniger durch Zufall zu politischen Symbolfiguren wurden und sich dieser neuen Herausforderung - nach anfänglichem Zaudern - mit viel Mut und Humor stellen.

In geschickt gesetzten Rückblenden springt der Film zwischen dem "davor" und dem "danach", und im direkten Vergleich wird deutlich, daß der Zwischenfall wie ein Befreiungsschlag wirkte. Erst in dem Moment, als es nicht mehr darum ging, irgendwem zu gefallen, konnten sie sich sowohl musikalisch als auch menschlich weiter entwickeln. Ein bewegender Film über drei mutige Künstlerinnen, der in den USA bereits für Kontroversen sorgte.

Originaltitel: THE DIXIE CHICKS: SHUT UP & SING

USA 2006, 93 min
Verleih: Central

Genre: Dokumentation, Polit, Musik

Darsteller: Natalie Maines, Martie Maguire, Emily Robison

Regie: Barbara Kopple, Cecilia Peck

Kinostart: 09.08.07

[ Luc-Carolin Ziemann ] Carolin hat ein großes Faible für Dokumentarfilme, liebt aber auch gut gespielte, untergründige Independents und ins Surreale tendierende Geschichten, Kurzfilme und intensive Kammerspiele. Schwer haben es historische Kostümschinken, Actionfilme, Thriller und Liebeskomödien ... aber einen Versuch ist ihr (fast) jeder Film wert.