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The Forest Is Like The Mountains

Porträt eines Roma-Dorfes

Das Dorf inmitten sanfter Hügel wirkt wie aus der Zeit gefallen: Kleine, einfache Holzhäuser stehen an unbefestigten Wegen, staubig im Sommer, schlammig den Rest des Jahres. Statt Autos trifft man auf Pferdegespanne. Das Wasser wird vom Brunnen geholt, gekocht und geheizt wird mit Holz. Die Menschen gehen oft in den Wald zum Holzschlagen, Beeren- und Pilzesammeln. Die Jugend des Dorfes badet fröhlich im Fluß.

Die Filmemacher Christiane Schmidt und Didier Guillain porträtieren mit liebevollem Blick, jedoch ohne Verklärung ein Roma-Dorf im Herzen Rumäniens. Sie zeigen den mühsamen Alltag von Menschen, die noch immer aufgrund ihrer Herkunft stigmatisiert werden. Sie gehören in Europa zu den Ärmsten der Armen, ausgegrenzt, angefeindet. Doch zeigt der Film nicht die typischen Bilder, die einem beim Stichwort „Roma-Dorf“ in den Kopf kommen mögen. Keine Verwahrlosung, kein Elend, sondern Menschen, die ihr schweres Los aufrecht und mit Würde tragen, die lachen, streiten, singen, beten, zusammenhalten.

2004 tourten die Filmemacher in einem Kleinbus mit eingebautem Schwarz-Weiß-Fotolabor durch Rumänien. So landeten sie auch in dem Roma-Dorf am Rande der Stadt Sfântu Gheorghe und machten dort die Bekanntschaft der Familie des Dorfvorstehers Aron Lingurar. Aus dieser Begegnung erwuchs eine langjährige persönliche Beziehung, die diesen sehr intimen Einblick in eine Gemeinschaft ermöglichte, die Außenstehenden ansonsten verschlossen bleibt.Die Verdienstmöglichkeiten für ungelernte Arbeiter haben in den letzten Jahren immer mehr abgenommen. Es bleibt die Kartoffelernte, die hier noch nicht von Maschinen erledigt wird. Die Suche nach Arbeit ist ein ständiger Bestandteil im Leben der Roma. „Was eßt ihr?“, fragt ein Familienvater seine Frau am Telefon. „Nun, was noch da ist, Brot und Marmelade“, antwortet sie. Die Zukunftsaussichten gestalten sich düster, das beflügelt Prediger, die sich nahende Apokalypse zu beschwören.

In vielen Einstellungen zeigen Didier und Schmidt ihre Protagonisten von hinten, während sie durch das Dorf und durch den Wald laufen, oft beladen mit Feuerholz oder Körben. Nachwirkenden Eindruck hinterlassen die Aufnahmen der Kinder, die sich frei und anmutig in der Natur bewegen. Da kommt einem unwillkürlich in den Sinn, daß diese Menschen sich trotz ihrer Armut etwas bewahrt haben, was uns hierzulande längst verloren gegangen ist.

Originaltitel: PĂDUREA E CA MUNTELE, VEZI?

Rumänien/D 2014, 101 min
Verleih: Arsenal Institut

Genre: Dokumentation

Regie: Christiane Schmidt, Didier Guillain

Kinostart: 18.06.15

[ Dörthe Gromes ]