Originaltitel: THE GIFT

USA 2015, 108 min
FSK 12
Verleih: Paramount

Genre: Psycho, Thriller

Darsteller: Jason Bateman, Joel Edgerton, Rebecca Hall

Stab:
Regie: Joel Edgerton
Drehbuch: Joel Edgerton

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The Gift

Geschenke können giftig sein ...

Für Simon läuft’s gerade ziemlich rund: Neuer Job in neuer Stadt, dazu ein neues Haus, nur Frau Robyn sowie der Hund sind altbewährt, aber beide attraktiv und geliebt. Da taucht jedoch noch wer Altes auf, konkret Gordon, ehemaliger High School-Kamerad. Die Wiedersehensfreude packt Simon nicht wirklich heftig, schließlich hieß Gordon einst „Gordo The Weirdo“, und tatsächlich scheint der Mann ein ungesundes Interesse an Simon plus Gattin zu entwickeln, läßt ständig Geschenke vor der Tür, wirkt zunehmend besorgt, bis hin zur Aufdringlichkeit. Obwohl Robyn das eher nett findet, unterbindet Simon bald jeden Kontakt. Oder versucht es zumindest ...

Nun glaubt man sicher, den weiteren Fortgang zu kennen, das wirklich Starke, im besten Sinn Nervtötende und letztlich extrem Gemeine ist aber, daß nach konventionellem Beginn jegliche Erwartungen weiträumig umgangen werden, sich die diffuse Bedrohung bis zum perfiden Ende niemals auf üblichem Weg, beispielsweise durch einen mörderischen Kampf, entlädt. Im Gegenteil: Sie grummelt und rumort ständig zwischen suggestiven Dialogzeilen, schwebt über eleganten Bildern, funkelt aus der Mimik wunderbarer Darsteller und hüllt sich in eine nur nominelle Stille, welche mehr ist als die Abwesenheit offensiver Töne. Vielmehr schwingen hier immer auch Sprachlosigkeit, Rechtfertigung und das Weitergeben von Schuld mit, bis endlich die klarsten Worte fallen: „You're Done With The Past, But The Past Is Not Done With You!“

Unglaublich geschickt wechselt der Fokus zwischen lediglich drei Figuren hin und her, deutet Eskalationen oder Konfrontationen meist bloß an, entblättert unter Einsatz gnadenloser Konsequenz Hintergründe und vermeidet es dabei jederzeit, „die Guten“ auf Konfrontationskurs zum nominell „Bösen“ gehen zu lassen. Schließlich entschließt sich der Plot zu einer Enthüllung, deren grundsätzlich wenig spektakuläre Ausprägung zuerst überrascht, um dann richtig fies zum Weiterdenken zu zwingen: So was kann tatsächlich Leben zerstören?! Und plötzlich packt sie erst richtig zu, die ultimative Beklemmung. Weil eben nicht das finale Präsent alles auf die Spitze treibt, sondern jene vielleicht als eher harmlos und ungefährlich empfundene Sache, ein Jux, der tagtäglich ganz ähnlich überall vorkommen mag, im hiesigen Kosmos indes auf mehreren Ebenen zum Auslöser persönlicher Katastrophen geriet.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...