Originaltitel: THE INFILTRATOR
USA 2016, 127 min
Verleih: Paramount
Genre: Thriller
Darsteller: Bryan Cranston, Diane Kruger, John Leguizamo, Benjamin Bratt
Regie: Brad Furman
Inzwischen ist das ja auch schon wieder so lange her, daß man fast von mythischen Zeiten reden möchte: jener Tag, irgendwann im letzten Viertel des alten Jahrhunderts, als Ronald Reagan den Krieg gegen die Drogen ausrief. Und in dem auch bald ein großer, ein, wenn man so will, inzwischen ebenfalls mythisch aufscheinender Bösewicht ausgemacht war: der kolumbianische Drogenbaron und Kartellchef Pablo Escobar nämlich.
In Brad Furmans THE INFILTRATOR ist Escobar so etwas wie der große Abwesende, der gleichzeitig latent präsent ist. Ein Phantom und das unsichtbare Gravitationszentrum eines Energiefelds aus Angst und Gier, Gewalt und Gegengewalt. Robert Mazur heißt wiederum der Undercover-Agent der US-Drogenbehörde DEA, der sich in diesem Energiefeld zu bewegen versteht wie kaum ein Zweiter. Ein nüchterner Kerl, sachlich bis zur Staubigkeit bei gleichzeitig ausgeprägter Instinktsicherheit. Wissend, wann es sich lohnt, ein Risiko einzugehen, und wann es besser ist, den Kopf einzuziehen. Für ehrgeizig machohafte Selbstbestätigungsaktionen ist Mazur nicht zu haben – und unterscheidet sich zumindest in diesem Punkt von seinem neuen Kollegen Emir Ebreu. Und doch gelingt den beiden das schier Unmögliche: Mazur, als vermeintlicher Geldwäscher in den inneren Zirkel geschleust, gewinnt dort das Vertrauen von Pablo Escobars rechter Hand, Roberto Alcaino.
THE INFILTRATOR basiert auf den Erinnerungen jenes realen Robert Mazur, den jetzt just „Breaking Bad“-Star Bryan Cranston verkörpert. Was freilich eine hübsche ironische Volte ist (vom genialen Drogenkoch zum versierten DEA-Agenten) und ein Besetzungsglücksgriff sowieso. Gibt Cranston doch einmal mehr einer Figur Kontur, der die Maskerade zum zweiten Gesicht geworden scheint, die sich in diametralen Welten bewegt – und diese Welten um des eigenen und des Überlebens seiner Familie willen tunlichst voneinander fernhalten muß.
Wie gefährlich nahe sich diese Welten dann auch mal kommen können, auch davon erzählt THE INFILTRATOR. Ein Film, der sein Potential sicher nicht zur Gänze ausreizt und dennoch intensives Spannungskino liefert, das auch die Unsinnigkeiten, Ambivalenzen und Grauzonen dieses „Krieges gegen die Drogen“ und derer, die in ihn involviert sind, jenseits inszenatorisch geschmeidiger Stilisierung in lakonischer Nüchternheit umkreist.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.