Originaltitel: THE INTERVIEW
USA 2014, 112 min
FSK 12
Verleih: Sony
Genre: Klamotte, Action
Darsteller: James Franco, Seth Rogen, Lizzy Caplan, Randall Park, Diana Bang
Regie: Evan Goldberg, Seth Rogen
Kinostart: 05.02.15
Wenn ein Film in sämtlichen Nachrichtensendungen Erwähnung findet und sogar den US-Präsidenten zur öffentlichen Meinungsäußerung in Form unbedingten Startwillens bewegt, hat er’s wohl definitiv geschafft. Insofern also zunächst mal den Ritterschlag für THE INTERVIEW. Die ganze Debatte wärmen wir jetzt nicht wieder auf, sondern schauen lieber, was sich aus cineastischer Sicht hinter dem skandalösen Werk verbirgt.
Und das Ergebnis ist dann doch enttäuschend, weil aus jeder Menge heißer Luft zusammengezimmert. Der Inhalt sollte mittlerweile bekannt sein: Zwei amerikanische Krawall-TV-Journalisten verfallen der Idee, Nordkoreas Regierungschef Kim Jong-un zu interviewen. Jener, Fan der Sendung, sagt auch tatsächlich zu, und flugs gibt’s einen CIA-Auftrag – namentlich Ermordung des Diktators durch langsam wirkendes Gift ...
So weit, so nominell böse. Anfangs weht tatsächlich ein Hauch Sarkasmus durch die Kinoreihen, wenn sich ausgerechnet Eminem als schwul outet, oder ein kleines nordkoreanisches Mädchen die Hymne „Verrecke, Amerika!“ anstimmt, vielerlei plastisch besungene Grausamkeiten inklusive. Aber dann wird’s billig und ungemütlich, mit dämlich übertriebenem Sex, James Francos hemmungslosem Overacting oder – ganz bitter – Witzchen auf dem Level einer zu Tarnungszwecken rektal eingeführten Rakete, Teil der sowieso jederzeit spürbaren, jedoch kaum zu erklärenden Analfixierung. Was das alles zur propagierten Meinungsfreiheit & Co. beitragen soll, bleibt schleierhaft.
Um schließlich zum Knackpunkt was zu sagen: Kim Jong-un als unsicheren, verwöhnten Katy-Perry-Fan zu zeichnen, dessen Heulgrenze bedenklich tief liegt, hat rein gar nichts von politischem Biß, sondern zeigt bloß auf, wie infantil hier grundsätzlich eben kein Statement transportiert, sondern ausschließlich dümmlicher Spaß verbreitet werden soll. Hilflos wabert die mißlungene Klamotte also vor sich hin, bis ein rechtschaffen brutales Schlußmassaker für Ordnung sorgt. Erneuter Beweis, daß ein roter Faden oder gar wahre Satire des Drehbuchs Sache nie gewesen sein können, sondern der unbedingte Wille zum offensiven Lärm. Das Sahnehäubchen auf dem Sorgenkuchen bildet ganz am Ende das verschnulzte „Wind Of Change“ – man möchte dabei still in den Popcorneimer brechen.
Bleibt insgesamt nur ein mögliches Fazit zu ziehen; dieses steht oben in der Unterzeile des Titels.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...