Originaltitel: THE KIDS ARE ALL RIGHT

USA 2010, 104 min
FSK 12
Verleih: Universal

Genre: Tragikomödie

Darsteller: Julianne Moore, Annette Bening, Mark Ruffalo, Mia Wasikowska, Josh Hutcherson

Stab:
Regie: Lisa Cholodenko
Drehbuch: Lisa Cholodenko

Kinostart: 18.11.10

5 Bewertungen

The Kids Are All Right

Familienstatus: Es ist kompliziert …

Der Begriff der „Patchwork-Familie“ wird dieser Tage reichlich überstrapaziert, gebraucht man ihn doch für jedes familiäre Beziehungsgeflecht, das nicht bei drei in die olle Schablone „Mutti-Vati-Kind“ hineinpassen will. Auch bei der im Mittelpunkt stehenden Familienbande in THE KIDS ARE ALL RIGHT wurde auf der diesjährigen Berlinale, wo die leichtfüßige Tragikomödie schnell die Gunst von Publikum und Kritikern für sich gewann, flugs dieser abgedroschene Anglizismus verwendet, der eigentlich unpassender kaum sein könnte, denn „zusammengeflickt“ ist die Sippe um das von Annette Bening und Julianne Moore wunderbar verkörperte Ehepaar Nic und Jules keineswegs.

Deren beiden stark pubertierende Kinder Joni und Laser (!) sind nämlich „homegrown“ (wenn wir schon mal bei Entlehnungen aus dem Englischen sind). Lediglich ein Spermienspender war nötig, um den langjährigen Ehepartnern den Kinderwunsch zu erfüllen. Und auch wenn „normal“ nicht das Adjektiv ist, was dem gemeinen Spießbürger beim Blick auf Nic, Jules, Joni & Laser in den Kopf kommen mag, so haben sich die Vier in ihrem liberalen Vorstadtkosmos doch perfekt eingerichtet. Die traute Viersamkeit scheint allerdings bedroht, als Joni und Laser die Neugier auf ihren biologischen Erzeuger packt, und sie ihn schließlich aufspüren. Zunächst scheint Paul, der „Gefrierpapi“, ein echter Glücksfall, denn der entspannte Restaurantbesitzer mag Laser und Joni auf Anhieb und macht als kumpelhafter Teilzeitvater eine gute Figur. Sogar Nic und Jules lernen ihn zu mögen. Als zwischen dem nicht mehr anonymen Samenspender und Hitzkopf Jules aber mehr als freundschaftliche Bande wachsen, hängt der Haussegen bald ordentlich schief.

Lisa Cholodenko ist eine erfrischend andersartige Sippenkomödie gelungen, die nicht nur dadurch aus der Masse der sonstigen Familienunterhaltung hervorsticht, weil sie ein lesbisches Elternpaar ganz selbstverständlich als Hauptfiguren installiert. Vielmehr sind es die mitreißenden, grundmenschlichen Konflikte, die Vollblut-Charaktere und über allem die großartigen Schauspieler, die dieses Patchwork aus Beziehungsdrama, Coming Of Age-Geschichte und Ensemblekomödie zu etwas Besonderem machen. Nicht nur die Kids sind an diesem Film All Right.

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...