Originaltitel: PROMISED LAND

USA/D/F 2017, 109 min
FSK 6
Verleih: Arsenal

Genre: Dokumentation

Regie: Eugen Jarecki

Kinostart: 19.04.18

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The King

In Elvis’ Kiste durch die USA

Wow! Wer hätte es gedacht? Elvis’ Rolls-Royce ist ein Gefährt, das nicht nur den Raum, sondern auch die Zeit durchqueren kann. Und als wäre das nicht schon genug, nehmen dabei auf der breiten Rückbank, auf der einst der King seinen königlichen Hintern plazierte, noch im fliegenden Wechsel viele illustre Menschen Platz. Um zu sinnieren, zu scherzen, zu singen. Und die, die nicht rein durften oder die aus verschiedenen Gründen auch nicht rein wollten in diese Raumzeit-Elvis-Kapsel, die sinnieren, scherzen oder singen auch mal dort, wo das seltsame Gefährt Station macht auf seiner Reise durchs Amerika des Jahres 2016 – und durch die Zeit zurück bis zum 8. Januar 1935. Also zu jenem Tag, an dem Elvis Aaron Presley in wenig königlichen Verhältnissen das Licht der Welt erblickte. In Tupelo, Mississippi, erstes Ziel des Rolls-Royce. Das letzte wird Memphis, Tennessee sein. Und dazwischen liegen all die anderen Stationen auf des Rock’n’Roll-Kings Lebensreise. Kleiner Abstecher nach Deutschland inklusive.

Man muß es klar sagen: Es handelt sich bei Eugen Jareckis THE KING weniger um ein Elvis- als vielmehr um ein Amerikaporträt; der Originaltitel läßt es ahnen. Und eigentlich trifft es auch „Porträt“ nicht richtig, ist dieser Film doch wie in einem, nun ja, Schmelztiegel verfertigt, in dem die Zutaten aus Musikdoku, Biopic, Roadmovie und Filmessay sich zur ungemein spannenden, klugen, oft witzigen und noch öfter elegischen Amerika-Meditation verfügen.

Elvis, heißt es in der an einer Stelle, ist „so amerikanisch wie Apple Pie“, und deshalb ist er wohl auch das perfekte Medium, die Projektionsfigur im Guten wie Schlechten für die sehr amerikanische Frage, die der Film stellt, nämlich „ ...was wir aufgebaut und was wir verloren haben.“ Und was, mit Blick auf den Zeitpunkt dieses Roadtrips (die US-Wahlen sind in der heißen Phase), auch weiterhin noch verlorengehen könnte. Die Ahnung schwingt mit in diesem Film, auch wenn Alec Baldwin sagt: „Trump wird nicht gewinnen.“

Nicht, daß hier nur Schauspieler, Musiker, Schriftsteller zu Wort kommen, aber allein mit der Aufzählung all der in THE KING versammelten prominenten Namen ließe sich der Film bestens bewerben. Bloß daß es hier nicht um Star-Appeal geht. Jarecki formt vielmehr einen großen Chorus, montiert ohne Larmoyanz das gelobte als ein zerrissenes Land. Hüftschwung war gestern. Elvis Has Left The Building.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.