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The Lost King

Hail To Richard III

Was ein Theaterbesuch doch mitunter auslösen kann! Philippa Langley, krankheitsgeplagte, arbeits- und trennungsgestreßte Mutter zweier Söhne in Edinburgh, besucht eine Aufführung von Shakespeares Stück RICHARD III. Instinktiv fühlt sie eine Verbindung zum Monarchen, obwohl der vom Dichter als buckliger und ambitionszerfressener Kindsmörder gezeichnet wird. Oder war er nicht vielmehr ein Außenseiter aufgrund seiner Krankheit? Dieses Gefühl ist Philippa nur zu vertraut, wird sie doch selbst von ihrem Chef unter fadenscheinigen Gründen in die Ecke gestellt.

Das Richard-Virus hat Philippa infiziert, fortan erscheint ihr der verleumdete König immer und überall. Stumm zunächst, doch bald entspinnen sich Konversationen. Ab jetzt hat die Angestellte eine Mission: Richards von der Dichtung und Geschichtsschreibung ramponierten Ruf aufpolieren und sein verschollenes Grab wiederfinden. Bald trifft sie auf Gleichgesinnte und erweitert ihren sozialen Horizont. Die sogenannten „Ricardians“ bilden ein weltweites Netzwerk, von studierten Historikern werden sie gern als „Fanclub“ abgetan.

Altmeister Stephen Frears inszeniert diese von wirklichen Ereignissen inspirierte Underdog-versus-Establishment-Geschichte souverän und mit leichter Hand. Daß die Film-Philippa ihrem realen Vorbild rein äußerlich nicht gleicht – geschenkt! Wird sie doch von der wunderbaren Sally Hawkins verkörpert, welche die Fragilität und Stärke ihrer Figur in Balance hält. Denn für Philippa ist die Suche nach King Richard mehr als nur eine von Alltagsproblemen ablenkende Obsession. Sie ist auch ein Befreiungsschlag aus einem Job, in dem nicht ihr Können gesehen wird, sondern nur ihre Defizite.

Kampfgeist ist gefragt, schließlich wird Philippas Ansinnen, ausgerechnet auf einem Parkplatz in Leicester nach dem Königsgrab zu suchen, zunächst von allen Verantwortlichen belächelt. Es sind genau dieselben Großkopferten, die sich am Ende den Erfolg der bescheiden auftretenden Frau auf die eigenen Fahnen schreiben. 

THE LOST KING bietet glänzende Unterhaltung mit einem bis in die Nebenrollen brillant besetzten Cast und ist dabei nicht nur für die Liebhaber britischer Geschichte interessant. Zeigt der Film doch, daß Geschichtsschreibung weder in Stein gemeißelt noch beliebig nach Interessenlagen umformbar ist.

[ Dörthe Gromes ]