D/Finnland 2021, 95 min
FSK 12
Verleih: JIP
Genre: Dokumentation
Regie: Antonia Kilian
Kinostart: 03.03.22
Für Hala. damals 19 Jahre jung, war schon alles vorbereitet, das Geld lag auf dem Tisch, in unmittelbarer Nähe geiferte der zukünftige Gatte, eine Zwangsheirat respektive Verschachern, ewig bewahrte und bewährte Tradition eben. Aber Hala brachte der Familie Schande, indem sie ihr Schicksal selbst bestimmte, gemeinsam mit Schwester Sosan über den Euphrat flüchtete, sich dort einer Frauenverteidigungseinheit anschloß und half, Manbidsch vom IS zu befreien. So weit die Vorgeschichte.
Nun setzt diese Doku an, begleitet die toughe Kämpferin; und nicht nur das, fast liegt greifbare Verehrung (gar Verklärung?) in der Luft: Zweifellos ist Halas Gesicht nett anzusehen, doch ständiges Verharren darauf – beim Schlafen, Laufen, Sinnieren, Fernblicken – langweilt irgendwann, weil es den sowieso recht zähen Geschehnisfluß immer wieder ausbremst. Dazu werden Stationen abgehandelt, der grauenhafte Augenzeugenbericht einer Steinigung steht nahezu gleich gewichtet neben aufgehübschten Haaren, pittoreske Landschaftsbilder lassen verwüstete Wohngebiete durchaus erträglicher ausschauen, und deutliche feministische Statements kippen teilweise in verallgemeinernden Männerhaß sowie Verteufelung sexueller Lust, eine „Genossin“ Halas gibt umjubelt kund, an Liebe nicht zu glauben.
Beinahe folgerichtig zerbricht die Verbindung zu Sosan wegen deren Verlobung und Rückkehr ins Elternhaus, wir hören dann zwar, wie primär der Vater unerträglich bornierten, auch gefährlichen Unsinn erzählt. Die Regie versäumt es allerdings, jetzt die Gründe für Sosans Sinneswandel zu erkunden. Der Maulkorb bleibt dran, sozusagen.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...