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The Persian Version

Eine gute Variante

Neulich einer Pocket-Empfehlung gefolgt – und mich sofort außenseitermäßig gefühlt dafür, nicht unter einem zerrütteten Eltern-Sohn-Verhältnis zu leiden. Da kreischte küchenpsychologische Lebenshilfe, Fundiertes à la „Darum ist es absolut in Ordnung, Dich von Verwandten zu distanzieren“ oder „Ich will den Kontakt zu meiner Mutter abbrechen – Bin ich egoistisch?“ Ach, warum, Kompromisse finden ist ja uralte Generation …

Zu welcher mit ihren biblischen 49 auch Regisseurin Maryam Keshavarz gehört, ergo eine autobiographisch beeinflußte Konfliktanalyse wagt. Dazu Leila in den Mittelpunkt stellt, lesbische Amerikanerin iranischer Abstammung, unaufgearbeitet getrennt, Filmemacherin, jetzt noch ungewollt schwanger, Tochter einer krittelnd-abweisenden Mama namens Shireen. Ziemlich reichlich? Korrekt! Man gewöhnt sich besser schnell an ein Tempo, bei dem nicht bloß Leila ganz schön aus der Puste kommt. Cindy Lauper trifft auf iranische Klänge ergibt sehenswerte Tanznummern an teils recht brachialem Slapstick vor entschlossenen Griffen in allerlei herumstehende Reminiszenztöpfe plus ständig auftauchende Nebenhandlungen und Figuren. Manche kamen, um Großes beizusteuern (Leilas gleichzeitig staubtrocken unverblümte Gags reißende und zum emotionalen Zentrum taugende Oma tritt an, ihrer Enkelin jede Show zu stehlen), andere schauten nur fix vorbei und verschwinden wieder, häufig geräuschlos.

So quirlt Keshavarz meist ungebrochen fröhlich einen Eintopf aus Erinnerungen, Überhöhungen, politischen Statements zur angespannten USA-Iran-Lage sowie privaten Spitzen zusammen, ohne dabei allerdings merklich persönlich zu erzählen. Was sich (endlich, möchte man fast sagen) angesichts eines Perspektivwechsels ändert, Keshavarz agiert nun als Beziehungsweise, fokussiert auf Shireen – und parallel ihre eigene Mutter. Der Ton gerät dramatischer, das Bunte weicht, Shireens Vita schillerte nicht gerade strahlend sonnig, sie mußte zwangsweise viel zu früh viel zu überfordernde Stärke zeigen. Durfte nie mal kurz durchatmen, je damit aufhören, eine Unverwüstliche zu sein.

Keshavarz begreift, verbeugt sich vor allen Frauen, denen Ähnliches widerfuhr, reicht die Hand. Und gewinnt. Doch natürlich kann man genausogut einfach voller egozentrischer Barmerei in den Opfermodus schalten, auf selbstherrliche Distanz gehen und eben Zeug wie oben schreiben.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...