Originaltitel: THE PROMISE
USA/Spanien 2016, 133 min
FSK 12
Verleih: Capelight
Genre: Drama, Historie
Darsteller: Oscar Isaac, Christian Bale, Charlotte Le Bon, James Cromwell
Regie: Terry George
Kinostart: 17.08.17
Es ist ja wahrlich kein neues Dilemma, das sich hinter der Frage auftut, wie man Grauen und Elend in einer Dimension, die eigentlich unvorstellbar ist, vorstellbar machen, in Kinobilder kleiden soll, ohne in diesem und ohne mit diesem Abbild das Grauen und Elend zu trivialisieren. Es ist die Schnittstelle eines Widerspruchs und die versuchte Quadratur des Kreises: das, was nicht darstellbar ist, dennoch darstellen zu müssen. Sei es im Namen künstlerischer Selbstbehauptung oder dem der Aufklärung und Erinnerung.
Weshalb auch die in ihrem Pathos trivialisierende Unterzeile „Die Erinnerung bleibt“ ihre Berechtigung hat. Zumal bei dem Thema, dem sich Terry Georges THE PROMISE angenommen hat. Einem Thema, das immer noch politischen Sprengstoff bereithält: Es geht um den Völkermord an den Armeniern, der hier in ein Kino gekleidet wird, das einmal mehr Historien- und Liebesdrama im Geiste epischen Erzählens zu vermählen sucht.
Besagte Kreis-Quadratur also mit kinematographischen Stilmitteln à la DOKTOR SCHIWAGO anzugehen – dafür müssen in THE PROMISE der Armenier und Medizinstudent Michael, seine Landsmännin Ana und der amerikanische Journalist Chris Myers aufeinandertreffen und in eine leidenschaftliche Dreiecksbeziehung schlittern. Und das alles im Konstantinopel des Jahres 1914. Aus dieser Ausgangssituation spinnt der Film dann fortan sein Epos. Ein Epos vom Völkermord. Von Überleben und Sterben. Mal sieht das aus wie ein Abenteuerschinken in folkloristisch-historischem Ornat. Mal hat das unmittelbare, starke, emotionale Szenen. Bilder einer Kraft, die auch dann noch nachwirken, wenn wieder das Kunstgewerbe das Grauen, die Verzweiflung, die himmelschreiende Ungerechtigkeit und Brutalität in eine Inszenierung sanfter Erträglichkeit koloriert.
Daß der Film seine aufklärerische Wirkung dennoch nicht verfehlt, daß er die Flamme der Erinnerung am Brennen hält (um es auch mal pathetisch zu sagen), ist unbenommen. Und auch das Ärgernis, das er für so manche türkische Nationalisten darstellt, die zu beschämt, feige, zynisch sind, sich diesem Kapitel ihrer Geschichte zu stellen, spricht für diesen Film. Der aber zugleich, in seinem forcierten Schauwert, seinem zu standardisierten Hollywood-Vokabular, seiner Emotionalität, die zu oft die Grenze zur reinen Rührseligkeit kreuzt, das weitere Dokument eines alten Dilemmas ist.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.