Originaltitel: THE RIOT CLUB
GB 2014, 106 min
FSK 12
Verleih: Concorde
Genre: Drama, Thriller, Satire
Darsteller: Sam Claffin, Max Irons, Douglas Booth, Natalie Dormer, Holliday Grainger, Sam Reid
Regie: Lone Scherfig
Kinostart: 09.10.14
Wirklich selten hat man in letzter Zeit den Kinosaal mit einer derart explosiven Mischung aus angestauter Frustration und satter Enttäuschung über verpaßte Gelegenheiten verlassen dürfen. Lone Scherfig hat es geschafft. Mit ITALIENISCH FÜR ANFÄNGER stark in ihre Karriere gestartet, hat die Dänin dann mit AN EDUCATION noch stärker nachgelassen und nun einen ordentlichen Stoff ordentlich vergeigt. THE RIOT CLUB hätte böses, sogar sehr böses Unterhaltungskino werden können, das herrlich hinterlistig mit Erwartungen und Glaubensfragen des Zuschauers spielt. Am Ende ist es nicht viel mehr als eine Blase. Stich! Puff! Weg!
Sie sind jung und brauchen kein Geld. Ihre Eltern, Geschwister und Verwandten sind reiche Schnösel und blicken mit verklärten Augen auf die eigene Vergangenheit an sogenannten Elite-Universitäten Englands. Für die Elitärsten gehörte noch die Mitgliedschaft im Club dazu. Einer davon nennt sich „The Riot Club“ und läßt Jungs auf dem Weg zum Manne einem Mythos hinterherhecheln, der von seiner lebemännischen und denklustigen Lordschaft Riot im 18. Jahrhundert begründet worden ist. Oder sein soll. Wilde Ausschweifungen, kaum Kostverächtungen in Sachen Wein, Weib und Gestank führen die zehn in einem geschlossenen System zusammen. Alistair und Miles, zwei Neue an der Uni Oxford, werden davon zu hören und alsbald zu spüren bekommen. Denn sie werden initiiert.
Lone Scherfig läßt ihren Film, der nach dem Londoner Theaterstück „Posh“ entstanden ist, wie ein gängiges Collegedramödchen beginnen, was am Ende ein durchaus geschickter Schachzug hätte werden können. Indes, es fehlt am Timing. Denn als sich die lärmenden Boys zum ritualisierten Gelage in ein öffentliches Restaurant auf dem Lande zurückziehen, mit ihrem Auftreten nicht nur den Wirt und seine Tochter erst erstaunen, dann schockieren, bis diese aufreizende Feier doof-dreister Spätpubertierender zu einer Orgie exponierter Gewalt verkommt, bis dahin also hat man das Interesse an den Figuren längst verloren.
Wo das Treiben hätte wirklich Spannung und Brisanz offenbaren können, wo es ums Sezieren feinster Charakterzüge und damit Unterschiede, um aktuelle gesellschaftspolitische Verwicklungen und einen verblüffenden wie entlarvenden Einblick in eine fremde Welt hätte gehen können, taucht THE RIOT CLUB in den Flachsumpf von Behauptungen und Lapidarien ein. What A Jammer!
[ Andreas Körner ]