Originaltitel: THE SECRET
USA 2020, 107 min
FSK 12
Verleih: Capelight
Genre: Drama, Literaturverfilmung
Darsteller: Katie Holmes, Josh Lucas, Jerry O`Connell
Regie: Andy Tennant
Kinostart: 06.08.20
Dufthölzer an, Wundersteine raus, es darf wieder gehofft werden! Zumindest, wenn es nach der Autorin Rhonda Byrne geht, die in ihrem Bestseller „The Secret“ die geheime Formel des Lebens enthüllt haben will: Man bekommt alles, wenn man nur daran glaubt. In dem dazugehörigen Dokumentarfilm von 2006 durfte man sich von dauergrinsenden „Experten“ schon einmal belehren lassen, daß etwa der Homosexuelle mit seinem Pessimismus selbst schuld am Mobbing ist. Um die Geldkuh weiter zu melken, schiebt man zu allem Übel auch noch diesen Spielfilm hinterher, in dem die fragwürdige Scharlatanerie zwischen aufgesetzter Lebensfreude und einer abgegriffenen Romanze versteckt wird.
Als negatives Fallbeispiel gibt Schauspielerin Katie Holmes die alleinerziehende Miranda. Drei Kinder, Geldnot, das Haus beim Unwetter zerstört. Wie ein Heiliger taucht nun der mysteriöse Bray auf und verhilft der Familie zum Glück. Besonders die Kinder sind von den Kalendersprüchen des Schönlings begeistert. Willkommen im Sekten-Alptraum! Man muß noch froh sein, daß in dieser Spielfilmfassung keine Krankheiten weggewünscht werden, so weit geht man dann doch nicht. Besser wird der schwülstige Langweiler dadurch aber auch nicht. Dafür wirkt das alles oft so, als hätten Rosamunde Pilcher und Nicholas Sparks gemeinsam zu lange in die Kristallkugel geschaut.
Egal, ob man an die hier verbreitete Lehre glaubt: In der Südstaaten-Schmonzette geht es um nichts mehr, außer zwischen allerhand Binsenweisheiten noch einmal reaktionäre Familienbilder zu konstruieren. Natürlich darf hier die überforderte Frau nicht bestehen ohne den handwerkelnden Mann an ihrer Seite, der im Garten Balken zersägt und nebenbei der Teenie-Tochter die Tücken des Internets erklärt. Okay, irgendwann muß in diesem schier endlosen Erzählvakuum noch die rätselhafte Vergangenheit des Fremden geklärt werden, wenn bis dahin nicht schon der Sekundenschlaf eingesetzt hat. Oder wenn man, ganz benebelt von all den Gute-Laune-Popmelodien, bereits damit beschäftigt ist, seinen inneren Magneten zum Guten auszurichten, wie es angeblich schon Beethoven und Einstein getan haben sollen. Man kann das gerne versuchen!
Wünschen wir uns alle ganz fest ein besseres Kino ohne solch’ einschläfernden Esoterik-Kitsch. Nun, THE SECRET beweist ja, daß das doch nicht so einfach klappt. Da hilft auch alles positive Denken nicht weiter.
[ Janick Nolting ]