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The Virgin Suicides

Schockierender und fesselnder Teenager-Alptraum

Reaktionär und bibelfest bis zum Umfallen. Die Eltern der fünf hübschen Lisbon-Schwestern, vor allem die strenge Mutter, übertreiben es Mitte der 70er Jahre mit der Fürsorge. Sie wollen, daß ihren Mädchen nichts Schlimmes passiert, und die Welt ist ja bekanntlich voll gräßlicher Gefahren, z.B. pubertierende Nachbarsjungs.

Der Kontakt zur Außenwelt wird so knapp wie nur möglich gehalten. Ein sanfter Hauch von Lockerung kehrt in das Haus der Lisbons ein, als nach Cecilias Selbstmordversuch - sie war die jüngste der Schwestern - ein Psychologe den Eltern rät, ihren Kindern mehr Freiheiten zu gewähren. Das gipfelt in einer ausgelassenen Party, auf der alkoholfreie Obstbowle gereicht und mit den Jungs über den spannenden Modellflugzeugbau geplaudert wird. Der Abend findet ein jähes Ende, als Cecilia sich aus dem Fenster stürzt und der spitze, gußeiserne Vorgartenzaun ihr Leben beendet. Der Freitod Cecilias und die Anbändelung von Lux Lisbon mit dem gutaussehenden Trip hat schwere Konsequenzen. Von nun an dürfen die Mädchen das spießige Kleinstadthaus gar nicht mehr verlassen. Der Vater sträubt sich ohnmächtig gegen seine dominante Frau. Die Jungs aus der Nachbarschaft begehren die Lisbon-Schwestern immer leidenschaftlicher und treten mit ihnen via versteckter Botschaften in Kontakt. Sie hecken einen Fluchtplan aus. Als sie in einer nächtlichen Aktion den Mädchen zur Freiheit verhelfen wollen, kommt es zur Katastrophe...

Unvergleichlich! Sofia Coppola ist mit ihrem Debütfilm ein Meisterwerk gelungen. Die authentische Geschichte der Selbstmord-Schwestern, der daraus entstandene Mythos sind nur schockierendes Moment dieses ruhig und dennoch fesselnd erzählten Alptraums. Coppola dringt in die Finsternis, in die Rast- und Hilflosigkeit, in die dunkelste aller dunklen Seelen der Pubertät ein. Egoistische und fast faschistoide Erziehung zerstört nicht nur Leben, sie raubt Illusionen den Boden. Coppola klagt glücklicherweise nicht an. Sie ist vielmehr einer von den sprachlosen Zuschauern, hat aber eben die Kraft gefunden, diese unglaubliche und zermürbende Geschichte zu erzählen. Coppola überrollt emotional, visuell und besticht zugleich durch sanftes Tempo. Das unberechenbare Innenleben, das unergründliche, dreckige schwarze Loch in der Seelenlosigkeit des Kleinstadtmiefs, die hilflose Gier nach Lebensglück in seiner perfidesten und gefährlichsten Art ist auch heute, zwanzig Jahre später, kein bestauntes Phänomen, sondern schmerzliche Tatsache. Die Regisseurin läßt eben auch keinen Zweifel daran, daß selbst Mrs. Lisbon eine Kindheit hatte. Keine gute wahrscheinlich...

Originaltitel: THE VIRGIN SUICIDES

USA 1999, 97 min
Verleih: TiMe

Genre: Drama, Literaturverfilmung, Erwachsenwerden

Darsteller: Kirsten Dunst, Josh Hartnett, Kathleen Turner, James Woods

Regie: Sofia Coppola

Kinostart: 04.01.01

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.