Originaltitel: ANG BABAENG HUMAYO

Philippinen 2016, 228 min
Verleih: Grandfilm

Genre: Drama

Darsteller: Charo Santos-Concio, John Lloyd Cruz, Michael De Mesa, Nonie Buencamino

Regie: Lav Diaz

Kinostart: 01.02.18

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The Woman Who Left

Der stille Weg einer Vergebung durch düstere Bilderwelten

Horacia sitzt seit 30 Jahren zu Unrecht im Gefängnis. Als ihre Unschuld von einer Mitinsassin und engen Vertrauten bewiesen wird, ist sie plötzlich frei. Bald findet sie ihre Bestimmung darin, sich an dem Menschen zu rächen, der als Drahtzieher dafür sorgte, daß sie hinter Gitter kam. Es ist das Jahr 1997, Armut, Gewalt und Entführungen prägen den Alltag auf den Philippinen, es wird ein hartes Pflaster gezeichnet, auf dem sich die Bewohner in den dunklen Straßen und verwunschenen Gärten bewegen. Bei der Durchführung ihres Plans trifft Horacia, die sich nun mehrere Namen gibt, auf neue Weggefährten, die ihre Mission prägen und am Ende zu einer Verschiebung führen.

Das Spiel mit Licht und Schatten, im besonderen der Einsatz von Finsternis, prägt die gesamte Erzählung. In langen, statischen Einstellungen werden Tag- und Nachtszenen ineinander verwoben, treten die guten und die schlechten Taten zum Vorschein, das Warten auf den richtigen Zeitpunkt wird maximal ausgedehnt, unsere Sehgewohnheiten müssen neu justiert werden. Sorgfältig können wir in der Länge der Szenen observieren, und doch liegen die Personen, die wie in bühnenhaft arrangierten Settings auf- und abtreten, im wahrsten Sinne des Wortes im Dunkeln, bleiben in sich verborgen. Kein Close-Up bringt uns näher an sie heran.

THE WOMAN WHO LEFT hat etwas Parabelhaftes, der Film erzählt von Schuld, Scham und Güte, ohne moralisch zu wirken. Er zeichnet die Figuren, die sich auf Nebenschauplätzen, am Rand der Gesellschaft bewegen, derart vage und ambivalent, daß, wie in einer seltsamen Verworrenheit zweier Wachzustände, die Komplexität des Lebens hervortreten kann, und die Einteilung in Gut und Böse hinfällig wird. Die Reduktion auf Schwarzweiß unterstützt diese Fragen, verlangt ein genaues Hinsehen und zeichnet Härte und Kontraste in die großartig kadrierten Bilder.

Die Strenge dieses Monumentalstücks schafft eine dringliche Atmosphäre, in seiner Zurückhaltung auf vielen Ebenen eindrücklich. Jedoch bietet es auch Freiheiten, erlaubt sich ein erfrischend-komisches Spiel mit den Methoden, Inszenierung trifft auf Dokumentarismus.

[ Katharina Wittmann ]