Originaltitel: LOS BANDO
Norwegen 2018, 94 min
FSK 0
Verleih: Farbfilm
Genre: Roadmovie, Musik, Kinderfilm
Darsteller: Tage Johansen Hogness, Jakob Dyrud
Regie: Christian Lo
Kinostart: 20.09.18
Aksel kann nicht singen, Thilda hat keine Freunde, und Grims Eltern streiten sich nur, so daß er am liebsten abhauen würde. Im Leben der Kinder, die Regisseur Christian Lo in seinem dritten Spielfilm zeigt, läuft nicht alles so, wie es sollte. Doch diese Disharmonie gehört wohl zu jedem Kinderleben dazu. Die Frage ist nur, was man mit ihr anfängt.
Also suchen Aksel und Grim ihr Glück in der Musik. Ort des Geschehens ist Norwegen, irgendwo in der Pampa. Das Leben plätschert so vor sich hin. Um sich zu zerstreuen, rocken die beiden 14jährigen in der elterlichen Garage, nicht ohne Erfolg. Sie werden zu einem Musik-wettbewerb eingeladen. Weil ihnen aber neben Schlagzeug und schiefer Stimme noch der richtige Bums fehlt, casten sie ganz offiziell einen Bassisten. Zum Vorspiel aber erscheint nur die 9jährige Thilda mit ihrem Cello. Die Verzweiflung ist im ersten Moment groß. Doch das wortkarge Mädchen hat genau die musikalische Kraft, um die „Los Bando Immortale“ aufzupeppen. Als sie es auch noch schaffen, den waghalsigen Autofahrer Martin zu überzeugen, sie durch ganz Norwegen zum Wettbewerb zu kutschieren, entpuppt sich die Konstellation als gerade richtig.
Der Film ist ein Kinder-Roadmovie, in dem sich eine Gruppe Heranwachsender auf eine Reise begibt, an deren Ende die Welt eine andere ist. Und sie machen es wie die Großen. Sie düsen in einem geklauten Wohnwagen durch die ländliche Idylle, treffen auf schräge Typen und komische Zwischenstationen. Sie tanzen auf einer Hochzeit mit ausgeflippter Braut, werden von der Polizei geschnappt und fliegen mit dem Auto über Flüsse. Quasi nebenbei treten die Seelenwelten der Vier zu Tage, es entstehen Freundschaft und Vertrauen. Nur die Nebenfiguren, wie die hysterische Mutter oder der wahnsinnige Bruder, wirken überzogen, gehören aber zu einem Gesamtensemble, das auf trockenem Humor und ironischer Lebensweisheit beruht.
Beides findet sich oft in Filmen aus Skandinavien und macht diese Art von Familienfilmen so sehenswert. Vielleicht liegt das auch an Weite und Einöde dieser Länder, aus der es auszubrechen gilt. Nur wohin? Weil ein Ort nie allein Heimat sein kann, zeigen die Vier, daß es sich lohnt, auf die innere Reise zu gehen. „Walk Your Own Way“ heißt der Song, den sie am Ende auf der Bühne präsentieren. Das ist herzerwärmend und gibt so viel Hoffnung, daß man Lust kriegt, das eigene Leben noch mal ganz neu in die Hand zu nehmen.
[ Claudia Euen ]