Kurz nachdem sie alle dreizehn Kerzen auf ihrem Geburtstagskuchen ausgeblasen hat, beschließt Nina von Zuhause auszureißen, ohne jede Nachricht. Niemand versteht das schweigsame Mädchen, alles schien in Ordnung. Freunde suchen die Nachbarschaft ab, Polizei und Sozialarbeiter befragen die besorgte Mutter, die Familie ist ratlos. Was ist schiefgelaufen?
Nina besteigt einen weit entfernten Berg, um nachzudenken. Sie faßt den Entschluß, ein Auto zu kaufen und bewirbt sich deshalb hartnäckig für einen Job nach dem anderen - bei einem Immobilienmakler, einem Graphikdesigner, einer Model-Agentur. Schließlich bleibt ihr nur Rasenmähen, Kinder- und Tierehüten. Begonnen hat eine Odyssee voller Abenteuer, und obwohl Nina am Ende nach ziemlich genau einem Jahr wieder Zuhause sitzt, hat sie nun ihr Ziel fest im Blick.
Regisseur Williams, der auch Skript, Kamera, Schnitt und Produktion besorgt hat, ist heute Mitte 50 und kam (deutlich sichtbar) von der Malerei über die Porträt-Fotografie zum Film. Seine zweite abendfüllende Arbeit - nach LILLIAN, einer ebenso anrührenden Studie über Ninas (authentische) Adoptiv-Mutter - hinterfragt psychologisch präzise, zugleich lyrisch bis märchenhaft (vor allem aus der wunderbar eingefühlten Perspektive von Nina selbst) die Orientierungssuche einer Halbwüchsigen, die verwandelte und doch permanente Rolle der Familie, die Kraft einer Mutter-Tochter-Beziehung. In leisen, aber ohne Übertreibung vor Sinnlichkeit strahlenden Bildern balanciert THIRTEEN zwischen ethno-kulturellem Dokument und zeitlosem Tagtraum. Die Schar schwarzer Laien-Schauspieler, zum Teil ganze Familien, benutzt ihre eigenen Namen und packt ein geheimnisvolles Stück ihrer Seelen in die Figuren. Das Ergebnis ist durchweg spannend, auch witzig, und macht Sehnsucht nach Kindheit.
Originaltitel: THIRTEEN
USA 1997, 87 min
Verleih: Kinemathek
Genre: Erwachsenwerden, Drama
Darsteller: Nina Dickens, Lillian Folley, Hermine Douglas
Regie: David Williams
Kinostart: 22.03.01
[ ANNE RIORDAN ]