Wenn die verstaubten Gesetze des alten amerikanischen Westens in die Gegenwart transportiert werden, dann bedarf es schon eines Könners, um ihnen neue Relevanz zu geben. Es besteht die akute Gefahr, daß der alte Zauber mitsamt dem Staub abgeklopft wird. Tommy Lee Jones beweist mit seinem Regiedebüt THREE BURIALS, daß er ein erstklassiges Gespür für die optimale Mischung aus Neo- und klassischem Western hat.
Ein texanisches Kaff an der Grenze zu Mexiko. Der Müßiggang der Stadt wird gestört, als zwei Jäger den mexikanischen illegalen Einwanderer Melquiades erschoßen auffinden. Dieser war Cowboy auf der Großranch des Ortes, wo ihn eine tiefe Freundschaft mit dem Viehzucht-Veteranen Pete Perkins verband. Als der Sheriff keinerlei Bestreben zeigt, den Tod aufzuklären und den Leichnam Melquiades’ im texanischen Nirgendwo unter die Erde bringen läßt, nimmt Pete die Dinge in die eigene Hand. Er entlarvt den Grenzer Mike Norton als Täter, zwingt ihn, Melquiades wiederauszugraben und mit Pete gen Mexiko zu reiten, wo Melquiades würdig seine letzte Ruhe finden soll. An die Fersen des ungewöhnlichen Trauerzugs heften sich Sheriff und Grenzpolizei É
Das in Cannes ausgezeichnete Script schrieb Guillermo Arriaga (BABEL, AMORES PERROS). Wie bei Arriagas bisherigen Werken ist die Erzählweise nicht chronologisch, was hier für eine gelungene Einheit von Form und Inhalt sorgt. So wie Pete sich auf die Suche nach Melquiades’ Heimatdorf macht, kann man als Zuschauer auf verschiedenen zeitlichen Ebenen das Wesen der Charaktere erkunden. Dabei gehen tief bewegende Momente und Urkomisches eine ähnlich innige Verbindung ein wie im Film die Lebenden und die Toten.
Ein durchweg fabelhafter Cast, grandiose Landschaftsaufnahmen von Kamera-Genie Chris Menges und eine angenehm unterschwellige Soziakritik sorgen zusätzlich dafür, daß diesem Film statt eines Grabsteins die Anerkennung als Meilenstein des Kinojahres gebührt.
Originaltitel: THE THREE BURIALS OF MELQUIADES ESTRADA
USA/F 2005, 117 min
Verleih: Kurt Media
Genre: Western
Darsteller: Tommy Lee Jones, Barry Pepper, Julio César Cedillo, Dwight Yoakam, January Jones
Stab:
Regie: Tommy Lee Jones
Drehbuch: Guillermo Arriaga
Kinostart: 06.12.07
[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...