Originaltitel: PASSION OF MIND
USA 2000, 105 min
Verleih: Concorde
Genre: Drama
Darsteller: Demi Moore, Stellan Skarsgard, William Fichtner
Regie: Alain Berliner
Kinostart: 13.07.00
Marie, eine gutaussehende junge Witwe und Literaturkritikerin, lebt ruhig und zurückgezogen mit ihren zwei Töchtern in der Provence. Doch jede Nacht bringt neue Zweifel, ob dies ihr wirkliches Leben ist oder vielleicht nur ein Traum.
Denn wenn Marie zu Bett geht und die Augen schließt, befindet sie sich in einer anderen Wirklichkeit. Hier ist sie die New Yorker Verlegerin Marty, die - nicht weniger attraktiv als Marie - mit Ehrgeiz und routinierter Gerissenheit ihre Karriere ausbaut. Aber Marty teilt Maries Problem: Der Nachtschlaf befördert sie in das Leben der provencalischen Witwe, und das morgendliche Aufwachen hinterläßt Verwirrung und Unsicherheit über den Status ihrer Existenz.
Ronald Bass, der für sein Buch zu RAINMAN einen OSCAR erhielt und auch für STEPMOM und DANGEROUS MINDS als Autor tätig war, hat mit diesem Plot um die Ambivalenz von Traum und Wirklichkeit wohl nicht den schlechtesten Aufhänger für ein Leinwanddrama entwickelt. Doch die so versprochenen psychologischen Tiefen verlieren sich in der Umsetzung von Regisseur Berliner in Äußerlichkeiten. Natürlich sind zwei Leben, zwei Liebhaber, zwei Länder ein kreatives Schlachtfeld für Schauspieler, Szenenbildner und Regisseur. Doch im Versuch, beide Filmwelten als real und doch verschiedenartig zu beschreiben, erliegt Berliner der Gefahr, Klischees zu bebildern: Nie sah die Provence provencalischer aus, nie war New York gestylter. Das Zuhause von Marie ist romantisch unaufgeräumt und lichtdurchflutet, Marty wohnt streng und kühl. Dementsprechend gestaltet Demi Moore ihre Doppelrolle, agiert weich und mütterlich als Marie, tough und berechnend als Marty. Diese mit der Axt gehauene Persönlichkeitsspaltung wird natürlich auch noch von Psychiatern analysiert, von denen einer ausgerechnet aus Wien stammt. Doch in der Auflösung des so detailversessen geschilderten Spezialfalls von Schizophrenie psychologelt es dann wirklich, und dank Dr. Freud finden die spärlich gesäten Mystery-Elemente ihren Meister in langweilig gesundem Menschenverstand.
[ Sylvia Görke ]