D 2016, 102 min
FSK 0
Verleih: Constantin
Genre: Kinderfilm, Abenteuer
Darsteller: Arved Friese, Justus von Dohnányi, Axel Prahl, Charly Hübner, Jule Hermann, Bjarne Mädel, Steffi Kühnert
Regie: Andreas Dresen
Kinostart: 02.02.17
Andreas Dresen ist einer der wichtigsten deutschen Filmemacher, weil er durch die bodenständige Unmittelbarkeit seiner Charaktere zu begeistern weiß und eine frische Brise Natürlichkeit ins Dialogische zu verbringen mag, welches im deutschen Film nicht selbstverständlich ist. Daher ist es schade, daß die Hoffnung, einen Familienfilm à la Dresen genießen zu dürfen, mit TIMM THALER leider nicht voll erfüllt wird. Man vermißt die Handschrift des Regisseurs von HALBE TREPPE, SOMMER VORM BALKON und WOLKE 9. Die Spontaneität, die bittersüße Leichtigkeit, die Klaviatur der Tragikomik in Nuancen, die er sonst beherrscht wie kein anderer. Sie ist wie weggebügelt durch ein ungewöhnlich konventionelles Drehbuch und übertüncht mit einem eher behäbigen Set-Design und leicht angestaubten Kostümbild.
Timm wohnt also getreu der Krüss-Vorlage zusammen mit seinem Vater in einer mittelgroßen Stadt und geht mit ihm regelmäßig auf die Pferderennbahn. Das Glück will sich aber nicht einstellen. Dafür besitzt Timm ein wunderschönes Lachen, mit dem er vor allem seine Freundin, die Bäckerstochter Ida, verzaubert. Sein Vater lernt eine neue Frau kennen, die umgehend mit ihrem Sohn einzieht. Als bald darauf der Vater bei einem Unfall ums Leben kommt, muß sich Timm mit der ungeliebten Stieffamilie herumplagen. Um sich zu trösten, geht er zum Pferdewetten. Hier trifft er auf Baron Lefuet, der ihm mit einer List sein Lachen abkauft. Dafür gewinnt Timm ab nun jede Wette.
Von jetzt an wird im Szenario richtig in die Vollen gegangen, damit auch der Letzte im Kinosessel begreift, was eine waschechte Kapitalismuskritik ist. Im Gewande einer nicht sehr originellen Mischung aus Nazipropaganda- und Scientology-Ästhetik wird der Teufel ans Werk gesetzt. Das Böse schwappt plakativ über die Leinwand, so daß jedes kleinste Lächeln ertrinkt. Da nützen auch animierte Spaßmäuse als Pausenclowns nichts. Will man Kindern so moralkeulenschwingend die Welt erklären? Es wurde tatsächlich zu einfach gestrickt, denn der Teufel steckt bekanntlich im Detail.
Und die Verführungen des „Bösen“ ebenso. Um das zu erzählen, braucht es jedoch vor allem nuancierte Charaktere. Die sind hier – wie so oft im ganz durchschnittlichen deutschen Kinderfilm – nicht zu finden. Bleibt das Warten auf den nächsten Film von Andreas Dresen.
[ Susanne Kim ] Susanne mag Filme, in denen nicht viel passiert, man aber trotzdem durch Beobachten alles erfahren kann. Zum Beispiel GREY GARDENS von den Maysles-Brüdern: Mutter Edith und Tochter Edie leben in einem zugewucherten Haus auf Long Island, dazu unzählige Katzen und ein jugendlicher Hausfreund. Edies exzentrische Performances werden Susanne als Bild immer im Kopf bleiben ...