Originaltitel: FLY ME TO THE MOON

USA 2024, 133 min
FSK 6
Verleih: Sony

Genre: Tragikomödie, Romantik, Satire

Darsteller: Scarlett Johansson, Channing Tatum, Woody Harrelson, Anna Garcia, Jim Rash

Regie: Greg Berlanti

Kinostart: 11.07.24

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To The Moon

Viel Halbes mit Arschlochkatze und Spontanentflammung

Hat er oder hat er nicht? Okay, eine recht allgemeingültige Frage, daher erneut: Betrat Neil Armstrong mit markigem Spruch als erster Mensch den Mond – oder einen Studioboden? Die Weltgeschichtsschreibung sagt dies, Verschwörungstheoretiker glauben hartnäckig jenes. Grund genug, im Kino mal genauer hinzuschauen.

Längere Zeitreise, Ende der 60er. Kalter Krieg, Wettrüsten und -rennen, darunter um eben die Erstbetretung des Erdtrabanten. Führungsposition Sowjetunion, für die USA sieht’s dunkel aus, weswegen der Normalbürger sich desinteressiert abwendet. Monate vor Apollo 11! Geheimdienstler Moe Berkus rekrutiert zwecks Imagepolierung die nie, wirklich nimmer stotternde Marketingmaschine Kelly Jones. Binnen kurzem brüllt eine gigantische Werbekampagne, an jedem absurden Produkt klebt ein Missionsbezug und garantiert lautstarkes Kassenklingeln. Das weiß Launch Director Cole Davis zu begrüßen und akzeptiert sogar, daß Kelly, charmanter Lügenbold durch und durch, für Interviews Darsteller engagiert. Bis Moe zur Sicherheit eine gefälschte Landung inszenieren läßt. Tja, da hält er weder den entschlossenen Widerstand beider bald nicht bloß beruflich verbandelter nomineller Schachfiguren noch einen knuffigen Running Gag, die (Pleonasmus voraus) „Arschlochkatze“ Mephisto, auf dem Schirm.

Das vergnügungswillig-romantikhungrige Publikum hingegen war sich vorab wohl kaum bewußt, welche Fülle auf es zukommt. Anfangs, beim Klassische-Screwball-Comedy-Part, rast ein an Herausforderung grenzendes Tempo, Schnittstakkato und Dialog-Ping-Pong inklusive scharfer Anschnitte, frontaler Schmetterer und ansehnlicher Ballwechsel. Dann folgt einige Dankbarkeit wachrufende Ruhe, wandelt sich indes zunehmend zur Weitschweifigkeit und meint tatsächlich, 133 Minuten zu brauchen. Geht’s bitte zackiger?! Wie man’s halt macht …

Zum Dauerschmunzeln statt Rauslachens reicht’s trotzdem, wenn nicht gerade wieder die furchtbaren Ereignisse rund um Apollo 1 zum Thema geraten. Sprühender Funkenflug zwischen schönen Menschen beschränkt sich dazu eigentlich auf die glänzende Anbahnung, ein staubtrocken beobachtetes „Miss, Sie stehen in Flammen“ plus hinreißender Fortsetzung. Einerseits gibt’s schlicht keinen Platz dafür, andererseits neigt die nötige Knisterchemie zur Verpuffung: Channing Tatum mag ja, LIKE MIKE bewies es, waschbrettbauchtechnisch punkten, Verführung bleibt ihm hingegen völlig fern und paßt, zugegeben, außerdem selten zur ernsten Rolle. Komödiantische Highlights setzt ausgleichend Jim Rash, dessen zur Fake-Inszenierung herbeigezerrter Regisseur ständig am affektierten Abgrund taumelt: „Mein Armstrong ist ’ne weinerliche Pussy!“

Historienblick, Denkmal, Lustigkeit, Traurigkeit, Zuneigung, Politsatire, Hollywood-Anranzer: alles muß rein in den großen Hut, draus entsteht etwas zwar Sympathisches, ebenfalls Amüsantes, zweifellos Abendschmeichelndes, jedoch auch deutlich Unentschlossenes, nur punktuell zum Ganzen gefügtes Halbes. Es zaubert allerdings schon früh eine wahre Wunderwaffe aus der zu vollgepackten Filmanordnung, und selbige heißt Scarlett Johansson. Optisch ein Mix aus angriffslustig geschminkter Kleinstadthausfrau in Pink und Janet Leigh, überragt Johanssons strahlende Lust am Spiel den kompletten Rest, an ihr fließt jede Kritik einfach ab. Hätte man’s nicht bereits vor vielen, vielen Monden erledigt, wäre es jetzt Zeit, sich in sie zu verlieben. Rettungslos.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...