Originaltitel: TO THE WONDER
USA 2012, 112 min
FSK 0
Verleih: StudioCanal
Genre: Drama, Liebe
Darsteller: Ben Affleck, Olga Kurylenko, Rachel Mc Adams, Javier Bardem
Regie: Terrence Malick
Kinostart: 30.05.13
Sie drehen gern Pirouetten, die Frauen in den Filmen Terrence Malicks. War schon im Erstling BADLANDS (1973) so, in dem Sissy Spacek vor der Kamera kreiste wie jetzt Olga Kurylenko in TO THE WONDER. Sieht schön aus. Hypnotisiert. Das aber – im aktuellen Fall – nicht genug, um sich zwischendurch dann doch nicht mal zu fragen: Wo schwebt sie eigentlich hin, die Schöne? Und klar, die Frage meint eigentlich den Film, der schön ist und schwebt, der seine Pirouetten dreht und seine Glaubensfragen fragt, die dabei wie Seifenblasen in den hohen, blauen Himmel aufsteigen.
Eine Frau: Marina. Ein Mann: Sein Name fällt im Film kein einziges Mal. Die beiden lieben sich, so tief und ihrer Liebe gewiß, wie man es nur sein kann. In Frankreich begegnen sie sich: sie, eine Exil-Ukrainerin mit 10jähriger Tochter, er, ein amerikanischer Autor. Später ziehen sie gemeinsam in seine Heimat, eine Kleinstadt in Oklahoma. Doch dort wird die Liebe brüchig, Gewißheiten erweisen sich als fragil. Es wachsen Zweifel und Entfremdung – und das Erwehren dagegen. Marina sucht Hilfe bei einem Priester. Dessen Glauben indes im gleichen Zustand ist wie diese Liebe. Fragil, brüchig. Erschöpft wohl auch.
TO THE WONDER ist ein Liebesfilm. Bei Malick heißt das: ein Film über das Wunder der Liebe. Ein Film, der versucht, sich dem spirituellen Kern dieses Gefühls namens Liebe zu nähern. In den besten Momenten entäußert sich das in Bildern eines Staunens darüber, daß es das überhaupt gibt: Liebe. Und in einen Schmerz, wie flüchtig diese zugleich sein kann.
Diese Art Film, sagte einmal Michelangelo Antonioni, wollte er immer machen: einen Film, der nicht den Mechanismus von Ereignissen abbilde, sondern „ ... Augenblicke, die die geheimen Spannungen dieser Ereignisse aussprechen, so wie die Blüten jene des Baumes aussprechen.“ Malicks Intentionen dürften ähnlich sein. Schöne Blüten treibendes Augenblicke-Kino. Film auch als Gebet verstehend, als Meditationsübung. Die indes zur Geduldsprobe werden mag. Zu viele Pirouetten. Zu viel einer Innerlichkeit, die evoziert wird mit dem Überrumplungszauber der Bilder und der Musik, die auch hier wieder schweres Geschütz von Wagner bis Gorecki auffährt. Zu viel Bedeutungsschwere für zarte Blüten. Die dann aber dennoch, selbst unter all dem Gewicht, immer wieder so verdammt schön aussehen können. Zumindest für jeden, der das Kino liebt.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.