Originaltitel: ONE MISSED CALL
J/USA/D 2008, 87 min
Verleih: Warner
Genre: Horror
Darsteller: Shannyn Sossamon, Edward Burns, Ana Claudia Talancón, Ray Wise, Azura Skye
Regie: Eric Valette
Kinostart: 20.03.08
Wie ungezähmt die Remake-Welle nach wie vor tost, ist kein Geheimnis. Außerdem liegen Amerika und Japan bekanntlich ein paar Kilometer voneinander entfernt, folgerichtig darf man als US-Produzent annehmen, daß in Übersee kein Zuschauer je vom Nippon-Kino gehört hat. Was für eine Chance, die dortigen Stoffe noch mal aufzulegen! Im hiesigen Fall hat es CHAKUSHIN ARI alias THE CALL getroffen. Genrefans kennen den Inhalt, alle anderen lesen ihn jetzt: Eine Gruppe Studenten bekommt nacheinander aus der Zukunft stammende (!) Anrufe auf dem Handy, die betreffende Person hört sich selbst sprechen – ihre letzten Worte auf Erden, um ganz genau zu sein – und schließlich den eigenen Todesschrei. Kurze Zeit später stößt unser unglücklicher Gesprächsteilnehmer selbigen dann tatsächlich aus, da sich die mörderische Vorhersage erfüllt. Eine mutige Maid macht sich auf, den fürchterlichen Fluch zu bannen; weniger aus altruistischer Motivation heraus denn dem Wissen darum, daß sie als nächste sterben soll ...
Nun gehörte schon die Vorlage mit ihrer Billigoptik, der an Geisterhaaren herbeigezogenen Handlung, den untalentierten Darstellern und ermüdenden Akustikschocks nicht eben zu Asiens Grusel-Highlights. Tatsächlich erlaubt ein größeres Budget hier fähigere Schauspieler, auch visuell wird die Meßlatte nach oben verlagert, und die Tonspur hält sich zumindest streckenweise wohltuend bedeckt. Dafür versucht diese Zweitverwertung auf fast putzige Art, den Zuschauer mittels einiger neuer Ideen in Schrecken zu versetzen. Da tappen am hellerlichten Tag gräßliche Gestalten durch die Botanik, haben die Computerfachleute ein Übermaß an CGI-Horroreffekten, Insekten oder ähnlichem Budenzauber kreiert, beziehungsweise reicht es manchmal gar für brutalere Todesarten.
Das kann mancher zwar mögen, doch was hilft es, wenn man grundsätzlich trotzdem den gleichen blödsinnigen Trash zum zweiten Mal sieht und sogar in Unkenntnis des Originals vor Langeweile nahezu vergeht?! Somit stellt nur der erst kürzlich geänderte deutsche Titel eine wirkliche Neuerung dar. Seine – bei allem Respekt – Plumpheit steht symptomatisch für den gesamten überflüssigen Spuk.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...