D/Österreich 2024, 95 min
FSK 6
Verleih: Alpenrepublik

Genre: Tragikomödie, Roadmovie

Darsteller: Christine Ostermayer, Margarethe Tiesel, Julia Koschitz

Regie: Sabine Hiebler, Gerhard Ertl

Kinostart: 05.12.24

Toni und Helene

Der Tod steht ihr gut

Sofern sich Gegensätze tatsächlich anziehen, wurde die Verbindung zwischen Toni und Helene im Himmel geknüpft – wohin sich Letztere auch aktiv zu begeben gedenkt. Der ehemalige Theaterstar plant, an Krebs erkrankt, Sterbehilfe zu beanspruchen, greift dafür auf Tonis chauffierende Dienste zurück. Man lernt sich in einer Seniorenresidenz kennen, unverändert mondäne Eleganz trifft auf Jogginganzug-Chic, Ego rammelt gegen Kodderschnauze, irgendwie flicht das ein erst loses, später (natürlich) unverbrüchliches Band. Es folgt ein Roadtrip gen Schweiz auf der Flucht vor Helenes Sohn, dem ihre Absicht politisch sauer aufstößt, und bald sogar der Polizei.

Wenn Thelma und Louise doch überlebt haben, winken sie sicher grüßend rüber zu vergleichbar starken Charakteren, durch kaum weniger formidable Darstellerinnen zur Leinwandexistenz erweckt. Und obgleich diese in einem Fall ja nun demnächst enden soll, die thematische Schwere stets spürbar bleibt, ohne sich dabei an billiges Sentiment zu verraten, hat’s vorher zumindest noch mal richtig Gaudi gemacht. Entlang des anrührend gelüfteten Geheimnisses von Helenes fescher Haarpracht, Entscheidungen am Rand der Selbstverletzung oder manchmal angenehm unaufgelösten Konflikten entspinnen sich zwei konträre und trotzdem ähnliche Lebensrückblenden, zwar leider mit zu lauter und banaler Tonspurklimperei, aber ein kurzes Handtätscheln spricht sowieso einiges mehr als unzählige überflüssig gewordene Worte.

Dennoch möchte man Toni gratulieren, wie sie Helenes Gezeterschwall, sie wohl umbringen zu wollen, breit grinsend austrocknet: „Da täten wir uns einen Weg sparen.“ Viva la Diva!

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...

Toni und Helene ab heute im Kino in Leipzig