Originaltitel: TOUCH

Island 2024, 121 min
FSK 12
Verleih: Universal

Genre: Drama, Literaturverfilmung, Liebe

Darsteller: Egill Ólafsson, Kôki, Palmi Kormákur, Yôko Narahashi

Regie: Baltasar Kormákur

Kinostart: 08.08.24

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Touch

Geschichten dreier Väter

Menschen in vergleichbarer Situation erledigten oft offene Dinge, sagt der Arzt und ummantelt dergestalt ein „Sie werden sterben, und zwar ziemlich bald.“ Kristófers Körper durchwühlt etwas nicht näher Definiertes, er ignoriert stieftöchterliche Sorgen angesichts der grassierenden Corona-Pandemie, verabschiedet sich vom Foto seiner verstorbenen Frau, bittet sie um Vergebung. Reist von Island nach London, später gen Japan, sucht Miko, die eine große Liebe, welche indes spurlos verschwand; 51 Jahre ist das nun her. Dennoch unvergessen.

Der folgende Rückblenden-Gegenwarts-Mix mag inszenatorisch keine Originalitätsmauern einrennen, funktioniert aber zweckmäßig und zeigt den jungen Kristófer als schüchternen Schlaks, dessen Leib ausschließlich aus Gliedmaßen zu bestehen scheint, das Gesicht fast nur aus Bart und Augen. Und weil ihn Palmi Kormákur, Regisseur Baltasar Kormákurs Sohn, adäquat sensibel spielt, spürt sogar die graziös-starke Kôki alias Miko verständliche anziehende Gegensätzlichkeit; da tanzen Blicke, verführen Gesten, knistert’s deutlich. Zudem herrscht im Hause Kormákur offenbar hohes Vertrauen – vor dem Vater Sex zu simulieren oder sehnsüchtig zu singen, brächte sicher nicht jeder Sprößling fertig. Ganz nebenbei erzählt sich so eine Bindung hinter den Kulissen quasi selbst.

Kristófer wiederum begegnet der angenommenen Tochter bzw. deren ständigen Anrufen wie allem: kaum aus der Ruhe zu bringen, begrenzt emotional. Warum der einst lebenshungrige, John Lennons Friedenslyrik verehrende Studienabbrecher und Die-Sonne-Herbeilächler zum stoischen Resignierten mutierte, umreißt Kormákur bloß angenehm skizzenhaft, läßt darin die Gattin einen lediglich 2x kurz auftauchenden Schemen bleiben. Parallel gewinnt Mikos Geschichte (und damit eng verbunden auch die ihres Vaters) manchmal vielleicht schon zu breit ausgeschmückten Raum, derweil die omnipräsente Melancholie echter Tragik weicht. Bis sich gegen Ende mehrere Kreise schließen, die Handlung ergreifend abrunden; verantwortlich dafür ein neuerliches „Forgive Me“ ebenso wie eine musikalische Wiederholung. Und der Fundus herzzerreißender Liebeserklärungen fernab süßlich säuselnder Standards erhält gleichfalls Zuwachs: „I Hope You Had A Good Life …“

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...