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Tour du Faso

Wo Jan Ullrich noch der Held ist

Die Geschichten dürften dort auf dem Asphalt liegen. Oder im Sand, denn die Tour du Faso führt nicht immer nur über Asphalt. Seit 1987 ist dieses Rennen das Pendant zur europäischen Tour de France und zugleich der größte Fahrrad-Wettkampf auf dem schwarzen Kontinent. Während aber in Burkina Faso durchaus Weiße teilnehmen dürfen und es alljährlich auch tun, fehlte auf Frankreichs Etappen bis heute ein Schwarzafrikaner im Peloton. Unglaublich. Auch das wäre eine Geschichte wert. Eigentlich.

Entweder hat Regisseur Wilm Huygen nicht sorgfältig genug nach zeigenswerten und einen Kinofilm tragenden Menschen und Begebenheiten gesucht, oder ihm ist dabei etwas gehörig in die Quere gekommen. Vielleicht gar das eigene löchrige Konzept oder die fehlende Konsequenz, ein Projekt abzusagen oder zu verschieben, wenn es essentiell hakt. So wie TOUR DU FASO jetzt aussieht, kann er nicht gemeint gewesen sein. Unentschlossen schwankt er zwischen langatmiger Sport-Doku über ein, zugegeben, außergewöhnliches Ereignis und eher fahrig verarbeiteten Einblicken in die exotisch-afrikanische Szenerie.

Kurios ist das mitunter schon. Diese seltsamen Zeremonien von Alleinunterhaltern im Ziel besonders. Was aber fehlt, sind zum Beispiel echte Porträts von Einheimischen, von Siegern und Enttäuschten, vom wahren Hintergrund. Das, was man gemeinhin Eintauchen nennt, Reflektieren, Auseinandersetzen. Unentbehrlich für einen Dokumentarfilm wie diesen. Selbst der Ansatz, einen der deutschen Teilnehmer dichter zu begleiten, hätte spannend werden können. Die Figur, die der fast jähzornige Benjamin Höber mit seinem Tunnelblick aufs Gelbe Trikot hier macht, bremst den ohnehin nur mäßigen Unterhaltungswert zusätzlich aus. Weil man als Zuschauer nicht schlüssig erfährt, wie und mit welchem sportlichen und beruflichen Hintergrund Höber und sein Team überhaupt auf die Idee kamen, bei der Tour de Faso mitzumachen. Was von den Deutschen bleibt, ist vor allem Gemecker über die eher unritterlichen Manöver afrikanischer Pedalritter, während ein paar andere Europäer wenigstens noch den Blick von der Speiche weg wagen.

Jan Ullrich jedenfalls ist bei den Burkinern noch ein Held. „Ich schau mir alles von ihm ab“, sagt einer der Fahrer. Das sollte er lieber bleiben lassen, denn es muß ja auch ohne Substanzen gehen! Auf der Tour du Faso ist so vieles anders.

D 2013, 93 min
FSK 0
Verleih: Real Fiction

Genre: Dokumentation, Sport

Regie: Wilm Huygen

Kinostart: 26.06.14

[ Andreas Körner ]